Plötzlich Vater

Humor und Herz

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Eigentlich geht es nur in den ersten 25 Filmminuten von Plötzlich Vater (im Original: No se aceptam devoluciones) darum, dass Valentín - Lebemann und ein Don Juan in Liebesdingen - vor die Aufgabe des Vaterseins gestellt wird, und diese nach einigem vehementem Zögern dann aber relativ rasch annimmt. Der Rest des zweistündigen Films widmet sich dem Thema Elternsein an sich, wie man Kinder aufzieht, wie man ihnen die Welt vermittelt und was man tut, um gemeinsam mit ihnen Krisen zu bewältigen. Und das macht der Film von Eugenio Derbez mit einer gut proportionierten Mischung aus Humor und Herz(schmerz) ganz wunderbar.
Plötzlich Vater hat also Valentín (gespielt von Derbez selbst) im Fokus, der Konsequenzen aus seiner Viellieberei ziehen muss und von heute auf morgen Vater wird. Er ist eigentlich nicht der Vater-Typ, liebt das Genießen, das Leben im Augenblick und hätte sich wohl niemals auf eine ernsthafte Beziehung und Familiengründung eingelassen, wenn es nicht einfach so passiert wäre. Dann aber steht er da, mit dem Baby im Arm. Er macht sich zunächst auf, die Mutter zu suchen und ihr das Kind zurückzugeben, dann aber merkt er, dass er für das kleine Geschöpft sogar aus dem zehntem Stock springen würde, und von diesem Augenblick an sind Valentín und Tochter Maggie (Loreto Peralto) unzertrennlich.

In einer langen Montagesequenz führt der Film repräsentative Szenen des Vater-Tochter-Alltags und das Heranwachsen der schließlich Siebenjährigen vor, und diese haben Wiedererkennungswert und machen die Identifikation mit dem Vater leicht. Und genau das ist auch das Verdienst des Films: dass er es schafft, dass man sich hineinfühlen kann in die Vater-(oder Mutter-)Rolle. Valentín möchte es - trotz aller Schwierigkeiten seiner Situation - richtig und Maggie glücklich machen, das hat oberste Priorität. Und so nimmt er, der eigentlich Angst vor allem hat, besonders aber vor Hunden und Höhen, den Job eines Stuntman an. Er macht die Wohnung zum großen Spielplatz und verbringt die Nachmittage damit, mit Maggie die wunderbarsten Spiele zu spielen. Er schreibt wöchentlich Briefe an die Tochter und gibt vor, diese seien von ihrer Mutter, die als Retterin der Welt auf Mission sei, sie aber schrecklich liebe (die Briefinhalte sind auch filmisch wunderschön durch Animationspassagen umgesetzt). Dass Julie (Jessica Lindsay) ihm einst das Baby in die Arme gedrückt hat und dann abgehauen ist, das will er Maggie um jeden Preis der Welt verheimlichen.

Es kommt, wie es kommen muss, und Julie taucht eines Tages auf. Und man merkt ihr das Bereuen ihrer Taten an - auch hier wieder wird deutlich, wie authentisch der Film trotz aller dramaturgischer Kurven sein will. Denn auch Julie will es richtig machen, sieht, wie Valentín Maggie verwöhnt und mit Spielzeug bombardiert und fühlt sich alarmiert. Sie ist mittlerweile erfolgreiche Anwältin, lebt in New York und hat eine Lebensgefährtin, Renée (Alessandra Rosaldo). Julie klagt und will das Sorgerecht für Maggie, um ihr ein, wie sie sagt, richtiges Leben zu bieten. Dass Valentín Maggie aber genau das richtige Leben bietet, muss sie am Ende schmerzlich erfahren und erkennen.

Komiker Eugenio Derbez hat sich eine Geschichte erfunden, die ihn einerseits als Witzbold brillieren lässt, auch wenn gerade diese Art von Komik für manchen Geschmack etwas übertrieben sein dürfte. Andererseits kennzeichnet die Geschichte eine Ernsthaftigkeit, die nicht schwermütig macht, sondern mitreißt und wie selbstverständlich mit dem Komischen verwoben ist.

Zwölf Jahre lang hat Regisseur und Hauptdarsteller Eugenio Derbez am Filmprojekt gearbeitet, bis er 2013 in die Kinos kommen konnte. Und dann schlug die Komödie ein wie eine Bombe: Plötzlich Vater ist in Mexiko der erste Kassenschlager, der es geschafft hat, weltweit mehr als eine Million Pesos einzuspielen und übertrumpft somit sogar den Erfolg von Die Kinder des Señor Noble. Ob aber ein Sequel, das Eugenio Derbez schon verkündet hat, gut funktioniert, bleibt fraglich. Eine Geschichte wie die von Plötzlich Vater sollte so bestehen bleiben.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/ploetzlich-vater