Birdsong - Gesang vom großen Feuer

Die ganz großen Gefühle

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Der in England als Zweiteiler ausgestrahlte Film basiert auf dem Roman von Sebastian Faulks, der in der Umsetzung ein wenig vereinfacht werden musste. Dort spielt er auf drei Zeitebenen, 1910, 1916-1918 und 1978. Letztere Zeitebene wurde für die Verfilmung fallen gelassen.
Im Frankreich des Jahres 1910 lernt der Engländer Stephen Wraysford (Eddie Redmayne) die verheiratete Isabelle (Clemence Poesy) kennen und lieben. Doch die Affäre bleibt von kurzer Dauer. Weil sie ihn verlässt, ohne Erklärung, ohne Abschiedsworte. Erst Jahre später – Stephen kämpft auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs – trifft er Isabelle wieder, doch der Krieg bleibt nicht ohne Folgen.

Die Stärke des Romans ist die Konzentration auf einen Teil des Kriegs, der gemeinhin weniger stark beleuchtet wird – die Truppe der Tunnelgräber, die unter den feindlichen Linien arbeiten und ständig Gefahr laufen, auf Minen zu treffen. In der Verfilmung wird dieser Aspekt weniger stark beleuchtet. Er tritt zugunsten der Liebschaft in den Hintergrund. Sie ist auch das deutlich interessantere Element von Birdsong.

Dabei gelingt es, die beiden Zeitebenen effektiv miteinander zu verbinden. Häufig wird in Parallelen gearbeitet, wenn 1910 und 1916 sich fast im Sekundentakt abbrechen. Der Effekt ist der eines Mosaiks, das in der Zusammensetzung umso prachtvoller wird. Optisch ist Birdsong ohnehin prächtig. Die Ausstattung ist exzellent, vor allem ist es aber die gelungene, nie überzogene Farbgestaltung, die der Geschichte ihr klassisches Flair verleiht.

Der optischen Opulenz wird auch der Inhalt gerecht. Es geht weniger um die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, auch wenn es entsprechende Szenen gibt, die durchaus eine gewisse Eindringlichkeit haben, als vielmehr um unglücklich Liebende. Das ganz große Thema, das umso wirkungsvoller gerät, wenn es eigene Vorstellungen und Zwänge sind, die verhindern, dass aus Zweisamkeit echtes Glück werden kann. Redmayne und Poesy spielen filigran, brechen aber auch emotional aus, wenn es die Situation erfordert. Es ist eine leidenschaftliche und wunderschöne Geschichte, die von einer spektakulären Kamera getragen wird.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/birdsong-gesang-vom-grossen-feuer