Miss Fishers mysteriöse Mordfälle (Staffel 1)

Eine forsche Detektivin mit Stil und ziemlich frecher Schnauze

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Man ist sich ja hierzulande des australischen Film- und Fernsehschaffens viel zu wenig bewusst; am ehesten sind da noch die verschiedenen Stars bekannt, die es irgendwann in die USA, vielleicht nach England schaffen: Kylie Minogue, Chris Hemsworth, Cate Blanchett. Dabei entstehen dort natürlich auch ganz eigene Produktionen: bekannte (The Babadook, Wolf Creek) oder kleine (The Killage) Horrorfilme, Detektivserien fürs Fernsehen.

Not quite Sherlock Holmes: Die Heldin von Miss Fishers mysteriöse Mordfälle will sich gar nicht unbedingt mit dem großen Meister messen. Es sind die 1920er Jahre, und Miss Phryne Fisher (gespielt von der fabulösen Essie Davis, die auch in The Babadook zu sehen ist) ist nach Melbourne zurückgekehrt. Sie ist anscheinend zu Geld gekommen, man kann nur ahnen, auf welche Weise; aus dem Ersten Weltkrieg bringt sie einige Erfahrungen mit, die mehr oder minder typisch sind für Frauen dieser Zeit. Neben reichlich alten Geheimnissen hat sie außerdem ein Faible dafür, Neuem auf den Grund zu gehen.

Sehr schnell sammelt die selbstbewusste Frau Helfer und Bedienstete um sich: zwei zufällig aufgegabelte Taxifahrer, die sich als hilfsbereit gegenüber einer hilflosen Frau erwiesen, werden rasch zu ihren Dauergehilfen, ein Butler führt ihr den Haushalt. Zudem erbt sie gleich in der ersten Folge das Hausmädchen einer Mörderin – allerdings ist die junge Dame streng katholisch und traut sich kaum, das Telefon anzufassen, wegen der Elektrizität. (Es ist ja alles noch recht neu.)

Miss Fisher hingegen ist dezidiert und explizit modern und fortschrittlich. Frauenrechte und homosexuelle Liebe, das ist ihr weder fremd noch abstoßend, sie kauft sich bald ein Auto und fährt es natürlich auch selbst (shocking!). Dass eine Frau unabhängig handelt, ist ihr sowieso selbstverständlich; und sie steigt mit schönen Männern auch schon mal nur so ins Bett – bzw. um herauszufinden, ob er wohl als Täter aus Eifersucht in Frage käme (eher nicht).

Miss Fishers mysteriöse Mordfälle erfindet dabei weder das Fernsehen noch das Detektivgenre neu: Die Fälle sind schön brav in einer Folge gelöst, natürlich gibt es einen die Staffel verbindenden Spannungsbogen, und die wirklichen Überraschungen halten sich in Grenzen. Aber zugleich ist das gekonnt und gewollt nostalgisch inszeniert, und eine forsche Detektivin mit Stil und ziemlich frecher Schnauze kann das Fernsehen sowieso immer gebrauchen. Wer also eher harmlose Krimikost sucht, die zugleich aus dem Einerlei der amerikanischen Polizeishows deutlich hervorsticht, ist mit der flotten Miss Fisher bestens bedient.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/miss-fishers-mysterioese-mordfaelle-staffel-1