Corruptor - Im Zeichen der Korruption (Blu-ray)

Chinatown

Eine Filmkritik von Falk Straub

Corruptor – Im Zeichen der Korruption ist ein harter Cop-Thriller. Kurz vor der Wende zum neuen Jahrtausend entstanden, ist der Film dennoch dem ausklingenden Jahrzehnt näher als dem anbrechenden.
Kaboom! An einer Straßenecke explodiert ein kleines Geschäft. Blutüberströmt taumelt der Besitzer nach draußen, bricht dort zusammen. In der Ferne ragen die Türme des World Trade Center empor. Drei Männer steigen aus einem Auto, marschieren stramm auf den Verletzten zu und geben ihm mit einer Ladung Blei den Rest. "Jetzt lachst du nicht mehr über die Fukien Dragons, hä?", verhöhnt ihr Anführer Bobby Vu (Byron Mann) den Toten. Und das Revier ist abgesteckt. Wir befinden uns in Chinatown Ende der 1990er mitten in einem Krieg rivalisierender Syndikate.

Tief verwurzelt in dieser Kultur ist Nick Chen (Chow Yun-Fat). Der Immigrant hat es in den USA weit gebracht, ist als Leiter einer Sondereinheit der New Yorker Polizei für das asiatische Stadtviertel am Hudson zuständig. Elegant gleitet er durch die verwinkelten Gassen und verzweigten Gänge tief unter der Erde. Ein Labyrinth aus illegalen Spielhöllen und Bordellen. Chen weiß, wen er wie anpacken muss. Wenn es sein muss rabiat. Denn hier gelten eigene Gesetze. "Sie können Chinatown nicht verändern, es verändert Sie", erklärt Chen seinem jungen Kollegen Daniel Wallace (Mark Wahlberg) und wird damit recht behalten.

Wallace passt nicht so recht ins Bild. Er ist neu in Chens Team, als einziger kein Asiat. Im Viertel fällt er auf wie ein bunter Hund. Das weckt Begehrlichkeiten. Henry Lee (Ric Young), der als rechte Hand des Paten Onkel Benny (Kim Chan) den Drogen- und Menschenhandel kontrolliert, versucht Wallace auf seine Seite zu ziehen. Chen will den Frischling schützen. Doch wie tief steckt Chen selbst drin? Hat Chinatown den Immigranten bereits in seinen Fängen?

James Foleys Corruptor ist zweifelsohne ein Produkt der 1990er. Der Stil der Hongkong-Action ist längst in die USA geschwappt, Darsteller Chow Yun-Fat mit Regisseur John Woo in Hollywood angekommen. In Corruptor lässt der Mime ein weiteres Mal sein Talent aufblitzen, zeigt in einigen Szenen eindrucksvoll, wie mühelos er mit nur einem Gesichtsausdruck vom Buddy zum Berserker wechselt. Ihm zur Seite steht der junge Mark Wahlberg, der mit Foley bereits bei Fear – Wenn Liebe Angst macht (1996) zusammenarbeitete. Der frische asiatische Wind weht auch durch Corruptor. Gleich zu Beginn zeigt der Regisseur den Feuerball, der den kleinen chinesischen Laden in Schutt und Asche legt, aus mehreren Perspektiven, zieht die Explosion auf diese Weise künstlich in die Länge. Als die drei Gangmitglieder dann aus dem Wagen steigen, blickt die Kamera vom Boden steil zu ihnen auf, lässt die Verbrecher überlebensgroß erscheinen. Geschossen wird in Foleys Film oft mit zwei Pistolen, die Schützen wirbeln dazu gern seitwärts durch die Luft. John Woo, aber auch Michael Bay lassen grüßen.

Trotz aller ästhetischer Spielereien geht es Foley in Corruptor mehr um das opake Beziehungsgeflecht seiner beiden Protagonisten, denn um glänzende formale Oberflächen. Das Verhältnis von Gesetz und Verbrechen, von Moral und deren Korrumpierung ist komplex, an manchen Stellen allerdings zu verworren und nicht schlüssig genug zu Ende erzählt. Vom fulminanten visuellen Start ist dann am Ende auch nicht mehr viel übrig. Die von Woo und Bay abgeschauten Manierismen fehlen fast völlig, hätten dem Showdown dieses in Scope fotografierten Films jedoch durchaus gut zu Gesicht gestanden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/corruptor-im-zeichen-der-korruption-blu-ray