Left Bank (Blu-ray)

Auf der anderen Seite

Eine Filmkritik von Falk Straub

Guter Horror bedarf nicht immer der großen Schockeffekte. Was eine düstere Grundstimmung wert ist, zeigt die kleine belgische Produktion Left Bank, die verschiedene Motive geschickt miteinander mixt.
Left Bank spielt in Antwerpen, jener Handelsmetropole, die im 15. und 16. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt zählte. Prunkvolle Bauten wie die Liebfrauenkathedrale oder Zunfthäuser am Grote Markt zeugen noch heute davon. In Pieter Van Hees' Film ist von all der Pracht nichts zu sehen. Der Regisseur hat sich die dreckigen, schmutzigen Ecken Antwerpens herausgepickt, seinen Film größtenteils am linken Ufer der Schelde angesiedelt. Kameramann Nicolas Karakatsanis packt es in fahle, nasskalte Bilder. Dadurch wirkt Left Bank durchgehend trist und regnerisch – und schafft genau die richtige Grundstimmung für seine unheilvolle Geschichte.

Marie (Eline Kuppens) lebt für ihren Sport. Der Traum der introvertierten Läuferin ist die Teilnahme an der kommenden Europameisterschaft. Doch eine Verletzung wirft sie zurück. Frustriert lässt sie sich auf den Sportbogenschützen Bobby (Matthias Schoenaerts) ein, dem sie zuvor eher abweisend gegenüberstand. Um den Kopf frei zu bekommen zieht sie überhastet bei ihm ein. Bobby wohnt auf der anderen Seite des Flusses im Stadtteil Linkeroever. Um seinen Wohnblock ranken sich dunkle Gerüchte. Wie den Bewohnern des Stadtteils in der Vergangenheit manch düstere Tat angedichtet wurde. Doch was ist dran an den Horrorgeschichten um verschwundene Mädchen und um ein schwarzes Loch im Keller von Bobbys Mietshaus?

Regisseur und Ko-Autor Pieter Van Hees ist ein kleines, düsteres Horror-Amalgam gelungen. Seine Geschichte um die junge Marie auf der Suche nach sich selbst ist ein bisschen Coming-of-Age, ein Stück haunted house, eine Prise body horror und jede Menge Folklore und Aberglauben. Geschickt hält das Drehbuch lange offen, ob dem Spuk auf der linken Flussseite zu trauen ist oder nicht. Die Schockeffekte sind wohl dosiert, um das Pulver nicht schon vor dem Finale zu verschießen. Dies mag einigen zu wenig, anderen gar zu langatmig sein, für Freunde des leisen Horrors bietet Left Bank jedoch eine kluge Mischung mit einer konsequenten Conclusio.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/left-bank-blu-ray