Julia - Blutige Rache

Rape’n’Revenge mit Arthaus-Flair

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Erst vor kurzem gab es einen ähnlich gelagerten Film, American Mary, der jedoch noch kühner in seiner Vision des Bodyhorrors war. Julia – Blutige Rache wandelt inhaltlich auf konventionelleren Pfaden, peppt diese aber durch neongetränkte Farben und hämmernde Musik auf.
Die Krankenschwester Julia wird von einem Arzt eingeladen. Er ist nett, aber dann ändert sich alles. Er setzt sie unter Drogen, seine Freunde kommen hinzu und sie vergewaltigen die Frau wieder und wieder. Die Männer entsorgen sie in dem festen Glauben, dass sie nicht überleben wird. Doch Julia überlebt. Sie zeigt die Männer nicht an, aber sie will Rache. Ihre Peiniger sollen leiden, so wie sie gelitten hat. Mit Hilfe einiger anderer Frauen, die ähnliches erlebt haben, geht sie auf einen Rachefeldzug.

Die inhaltliche Ausrichtung orientiert sich am gängigen Rape’n’Revenge-Topos. Seit Ich spuck auf dein Grab oder Ms. 45 hat sich nicht viel getan, nur die Inszenierung ist moderner geworden. Einzige Neuerung ist, dass das Opfer nicht alleine handelt, davon abgesehen ist die Geschichte jedoch den Standards des Subgenres verhaftet, wenn auch weniger brutal – zumindest im barbarischen Akt, der als Auslöser der Geschichte dient. Die typischen Kastrationsängste, die mit Filmen wie diesen bedient werden, sind aber auch hier vorhanden, und werden in durchaus schwer anzuschauende Bilder umgesetzt.

Wo Julia – Blutige Rache inhaltlich allenfalls Variation ist, ist es die technische Umsetzung, die ihn über den Durchschnitt erhebt. Das Farbspiel ist weit jenseits dessen, was realistisch ist, sorgt jedoch für ein stimmungsvolles Ambiente. Das ist eine Seite der Medaille, die andere ist die musikalische Untermalung mit Tracks von Underground-Bands wie Vuvuvultures oder Lark, die ungewöhnliche Kandidaten für diese Art Film sind, deren Arbeit aber für eine ganz eigene Stimmung sorgt.

Der Kern der Geschichte ist die Rache einer Frau. Ganz ohne Stereotype geht das nicht ab, der Film schießt dennoch übers Ziel hinaus. Weil er in eine Schwarzweißzeichnung verfällt, in der jeder Mann ein Monster ist – und diese Monster wiederum neue Monster gebären. Das aufgepfropfte Ende, das einen Twist in Bezug auf die Helfer der Frau beinhaltet, ist dementsprechend hanebüchen, und das auf eine Art, die selbst innerhalb eines auf Übertreibung und Eskalation fußenden Subgenres wie diesem hier wie ein rostiger Nagel hervorsticht.

Julia – Blutige Rache hat ganz klar Schwächen, die gelungene Umsetzung verhindert jedoch, dass er im Morast typischen Genre-Einerleis untergeht. Er hat seine Momente, sie sind nur nicht durchgehend vorhanden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/julia-blutige-rache