Brotherhood of Blades – Kaiserliche Assassins

Schwertbrüder im Zwielicht

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Seinen zweiten Spielfilm Brotherhood of Blades – Kaiserliche Assassins siedelt Lu Yang 1627 im Peking der späten Ming-Dynastie an. Einmal mehr dreht sich sein historischer Martial-Arts-Thriller um bewährte Themen wie Freundschaft, Treue, Verrat und Korruption. Keineswegs vermag das solide inszenierte Actiondrama das Genre neu zu erfinden. Doch angesichts stilisierter Bilder, organisch integrierter Kampfeinlagen, eines dichten Timings und einer gediegenen Ausstattung gehört das farbenprächtige Werk zu den besseren Arbeiten des ausufernden Wuxia-Sektors. Als Produzent war John Woos langjähriger Partner Terence Chang beteiligt.
Mit Mittelpunkt stehen drei befreundete Geheimagenten, die im Auftrag des kaiserlichen Hofes Auftragsmorde ausführen. Der neu inthronisierte Herrscher Chongzhen setzt sie auf den in Ungnade gefallenen Eunuchen Wei Zhongxian (Zhu Dan) und seine Anhänger an. Zwar ins Exil verbannt, lässt der einflussreiche Wei weiterhin seine Macht spüren, weshalb dessen Ex-Kollegen Shen Lian (Chen Chang), Lu Jiangxing (Quiayuan Wang) und Jin Yichuan (Dongxue Li) ihm das Handwerk legen sollen.

Alle drei werden aber von eigenen Problemen geplagt: Jin muss hohe Schulden begleichen, Lu hätte längst befördert werden sollen, weshalb er über Bestechung nachdenkt, und Shen will die Konkubine Miaotang (Shishi Liu) auslösen, in die er sich verliebt hat. Dazu taucht noch ein geheimnisvoller, unbesiegbarer Krieger auf, der einen von ihnen in die Enge treibt. Als das Trio nach einigen Schwierigkeiten endlich Wei in seinem abgelegenen Versteck aufstöbert, versucht er, die Getreuen mit seinem Goldvorrat zu bestechen. Nach dessen Flucht müssen die Kaisergetreuen allerdings erkennen, dass ihre Vorgesetzten nicht mit offenen Karten spielen und sie zum Werkzeug von Intrigen verkommen.

Lediglich die Figur des Eunuchen Wei existierte tatsächlich, während der restliche Plot um sein Schicksal rein fiktiv angelegt ist. Zwar fiel die Handlung um Loyalität, zerfallende Kameradschaft, Gier und Machtmissbrauch, die Regisseur Lu Yang zusammen mit Chen Shu verfasste, nicht sonderlich komplex aus. Doch wechselnde Allianzen und stets neue Charaktere erfordert durchaus die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Immerhin erweist sich das Personal als ambivalent gezeichnet - vielleicht mit Ausnahme des von Martial-Arts-Star Chen Chang (Red Cliff, The Grandmaster) verkörperten Shen Lian, der hehre Gefühle für eine gefallene Schönheit hegt. Dieser Strang mag etwas zu melodramatisch sein, doch im Vergleich zu manch anderen chinesischen Schwertkampfdramen hält sich der Kitsch-Anteil in Grenzen.

Schwerer wiegt der Umstand, dass die nicht wenigen Blutfontänen deutlich aus dem Rechner stammen. Zwar verbesserte sich die CGI-Qualität des asiatischen Kinos in den letzten Jahren deutlich, doch die Effekte verleihen dem packenden Werk eine unangenehme Künstlichkeit. Ebenso erweist sich der angeklebt wirkende Epilog dem Spannungsbogen abträglich. Punkten kann Lu Yangs zweite Regiearbeit dagegen in den (wenigen) Massenszenen, dem stimmigen Setdesign und den rasanten Actionszenen, die sich aus dem Plot heraus entwickeln. Besonders die langen, kompromisslosen Zweikämpfe, bei denen Yang mitunter auf Zeitlupe baut, können in Dynamik, perfekter Choreographie und dem Verzicht auf übertriebenes Wirework überzeugen.

Während beim Münchner Filmfest 2015 viele ungeduldige Zuschauer nicht das Ende von Tsui Harks überladenem 3D-Spektakel The Taking of Tiger Mountain abwarten wollten, fesselte Brotherhood of Blades, das zweite Martial-Arts-Werk im Programm, das Auditorium bis zum (nicht ganz runden) Finale. Leider finden sich auf der DVD/Blu-ray lediglich der Kino- und diverse Verleihtrailer, was ebenfalls auf die US-Veröffentlichung zutrifft.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/brotherhood-of-blades-kaiserliche-assassins