Roadracers

Denn er weiß, was er tut

Eine Filmkritik von Falk Straub

Zwei Jahre nach seinem Debüt El Mariachi legte Regisseur Robert Rodriguez für die Reihe Rebel Highway einen Fernsehfilm nach, der bereits deutlich machte, welches Potenzial im Texaner schlummert. Roadracers ist in Deutschland nun erstmals als Blu-ray erhältlich.
Wie würde Denn sie wissen nicht, was sie tun aussehen, wenn man ihn heute drehte? Diese Frage stellte sich Produzent Lou Arkoff vor über 20 Jahren und gab eine zehnteilige Reihe für den Sender Showtime in Auftrag. Unter dem Titel Rebel Highway setzten zeitgenössische Regisseure Fernsehfilme im Stil klassischer B-Movies der 1950er um. Jeder Film hatte ein Budget von 1,3 Millionen US-Dollar. Die Drehzeit betrug nur zwölf Tage. Zu den Regisseuren gehörten unter anderem William Friedkin, Ralph Bakshi, John Milius und Joe Dante. Den Auftakt der Reihe machte Robert Rodriguez' Roadracers, der am 22. Juni 1994 ausgestrahlt wurde.

Darin hat der rebellische Dude Delaney (David Arquette) sein Leben in der Provinz satt. Er träumt davon, mit seiner Rockmusik groß raus und durch den Erfolg gemeinsam mit seiner Freundin Donna (Salma Hayek) aus der Kleinstadt zu kommen. Doch Dude hat mächtig Ärger mit dem Sheriff (William Sadler) und dessen Sohn Teddy (Jason Wiles). Als Dudes Traum näher rückt, spitzt sich der Konflikt zu.

Das Cover zu Roadracers ähnelt dem eines anderen erfolgreichen Films des texanischen Regisseurs. David Arquette und Salma Hayek blicken dem Käufer der Blu-ray verwegen entgegen. Hayek trägt ein rotes Kleid. Über ihr prangt ein roter Schriftzug. Der Rest ist schwarzweiß. Im Hintergrund ragen Hochhäuser auf. Das Paar steht im Regen, der schräg von der Seite fällt. Doch kommen im Film weder Hochhäuser vor noch regnet es. Mit Robert Rodriguez' Comicverfilmung Sin City, die das Cover zitiert, hat Roadracers nichts zu tun. Sehenswert ist er trotzdem.

Zum einen versammelt Roadracers eine Reihe Jungdarsteller zu Beginn ihrer Karriere. Sowohl David Arquette als auch Salma Hayek und John Hawkes schafften kurze Zeit nach Rodriguez' Fernsehfilm ihren Durchbruch. Die Entscheidung für Hayek fiel bewusst. Robert Rodriguez wollte sie unbedingt für seinen nächsten Film Desperado. Doch die Produzenten sträubten sich, einer Mexikanerin die weibliche Hauptrolle zu geben. Also besetzte Rodriguez Hayek kurzerhand in Roadracers, um den Produzenten zu beweisen, dass sie auch auf Englisch spielen kann. Die große Überraschung ist jedoch David Arquette, der den meisten Zuschauern vor allem als tolpatschiger Polizist Dwight "Dewey" Riley aus Wes Cravens Scream-Trilogie in Erinnerung sein dürfte. Arquette gibt den Rebell mit einer Lässigkeit, wie er sie selten gezeigt hat. Mehr als einmal erinnert seine Darstellung an den neuen King of Cool Ryan Gosling.

Zum anderen zeigt Roadracers, dass Rodriguez weiß, was er tut. Aus dem geringen Budget holt der Regisseur alles heraus. Der Film ist erstaunlich cineastisch geraten, was vor allem an der Wahl der Einstellungsgrößen und am gelungenen Schnitt liegt.
Die Handlung ist dabei größtenteils zu vernachlässigen. Es ist deren Umsetzung, die eindeutig im Vordergrund steht. Für Rodriguez scheint die TV-Reihe eine große Spielwiese, auf der er sich wie ein kleines Kind austoben und Elemente ausprobieren konnte, die er auch in spätere Filme einbaute. So ist Roadracers vor allem ein manieristischer Film, der wild mit seinem Musikeinsatz, dem Schnitt und den Einstellungsgrößen experimentiert – und die Themen Autos, Rock 'n' Roll, Rauchen und Frisuren ironisch durchdekliniert.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/roadracers