Die kleinen Strolche (Gesamtedition)

Großartige kleine Filme

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Es war der US-amerikanische Filmemacher und Produzent Hal Roach (1892-1992), der im Jahre 1921 die Idee hatte, mit einer Gruppe von illustren Kindern die Kurzfilmserie Our Gang / Die kleinen Strolche zu realisieren, die ein Jahr darauf künftig auch unter den Titeln The Little Rascals und Hal Roach’s Rascals ihren immens erfolgreichen Siegeszug auf der Kinoleinwand und später auch im Fernsehen antrat.
Zunächst als Stummfilmepisoden inszeniert und ab 1929 mit Ton, entstanden bis 1944 220 Folgen der kleinen Geschichten um die umtriebige Rasselbande, deren rasch populäre Protagonisten durch bald ebensolche ausgetauscht wurden, sobald sie ihrer Rolle entwachsen waren. Markante Darsteller waren der pummelige George McFarland als pfiffiger Spanky, der die Bande oft anführte, Allen Hoskins als der bedächtige Farina, der als einer der ersten farbigen Filmschauspieler überhaupt von Beginn der Serie an im Einsatz war, die aparte Darla Hood, die ihren Vornamen in der Fiktion beibehielt und nicht selten für kindliche Konkurrenzkämpfe unter den Strolchen sorgte, und der kleine Tyrann Butch aus der Stummfilmperiode, gespielt von Joe Cobb.

Die Gesamtedition Die kleinen Strolche umfasst acht DVDs, wobei zwei einige Stummfilmepisoden aus den Jahren 1927 bis 1929 mit deutschen Unter- und Zwischentiteln sowie die übrigen sechs deutsch synchronisierte oder wahlweise im englischen Original abspielbare Folgen aus den Jahren 1930-1938 präsentieren, die hierzulande seit 1967 teilweise auch bereits im Fernsehen ausgestrahlt wurden und mit dem bekannten deutschen Titelsong "Hip-Hip Juchee Hurra" beginnen. Als Bonusmaterial gibt es recht knapp gehaltene PDF-Dateien über die Darsteller und zur Geschichte der Serie sowie Fotogalerien mit musikalisch unterlegten Impressionen aus den Filmen, die prägnante Schwarzweißbilder ausstellen.

Es ist erstaunlich, welch sorgfältig gestaltete, kindgerechte und köstliche Unterhaltung Die kleinen Strolche auch heute noch zu bieten vermögen, flankiert vom nunmehr nostalgisch anmutenden Flair jener Jahre. Die Abenteuer und Vorstellungswelten der liebevoll gezeichneten Charaktere ereignen sich im Spiel in der Nachbarschaft, in der Schule und beizeiten auch in den Familien der Kinder, wobei auch diverse Tiere – zuvorderst der Hund "Pete the Pup" mit dem eingekreisten Auge – eine Rolle spielen, ebenso wie aufregende Events waghalsiger Boots- und Wagenrennen oder Boxkämpfe und Gesangswettbewerbe. Dabei treten die erwachsenen Menschen eher rudimentär auf, auch wenn es vor allem während der Stummfilmzeit bisweilen Gastauftritte berühmter Komiker wie Harold Lloyd, Stan Laurel und Oliver Hardy aus dem Hal Roach Universum gab.

Dass dieser Produzent, der 1984 mit einem Ehrenoscar und 1992 als Hundertjähriger mit der Berlinale Kamera für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, für die Serie erstmals schwarze und weiße Kinder sowie Mädchen und Jungen als Freunde selbstverständlich gemeinsam in der zumeist von Stereotypen geprägten Komödienwelt agieren ließ, sorgte damals für Furore bei Publikum wie Kritik, ebenso wie später die Biographien der einstigen Darsteller. Aufgrund einiger tragischer Ereignisse im Leben der Schauspieler oder gar frühzeitiger, gewaltsamer Tode kristallisierte sich nämlich die schaurige Anekdote heraus, dass ein übles Karma auf diesen laste, die bis in die jüngere Vergangenheit hinein beim Ableben eines Akteurs immer wieder gern einmal gespeist wird und immerhin das nachhaltige Interesse an diesen großartigen kleinen Filmen und ihren Hintergründen auf schräge Weise veranschaulicht. Noch immer verstehen es Die kleinen Strolche mit ihren kantigen Charakteren und ihrem einfallsreichen Tatendrang ganz hervorragend, ein junges und durchaus auch älteres Publikum ansprechend zu unterhalten.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-kleinen-strolche-gesamtedition