Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod

From Schwabing, with love

Eine Filmkritik von Martin Beck

Gestatten, Robert Urban, auch genannt Mister Dynamit. -Er ist für den BND das, was James Bond für den MI6 ist – ein schnittiger Geheimdienstagent, der genauso gut Faustschläge austeilt wie Frauen flachlegt. Robert Urban wohnt in Schwabing, fährt Porsche und hat einen Lieblingsdrink, den Dynamit. Mit vier Teilen Bourbon und einem Teil trockenem Wermuth im Bauch kann man schon mal auf die Idee kommen, einen deutschen James Bond darzustellen. Mein Name ist Barker, Lex Barker, die Schmetterhand aus den Karl-May-Filmen.
Die Grundlage für Mister Dynamit war eine epische Taschenbuchreihe von C.H. Günther und natürlich der riesige Erfolg der James-Bond-Filme. Morgen küsst euch der Tod, so der Untertitel des Films, basiert auf dem ersten Buch der Reihe, in dem es - natürlich - um einen wahnsinnigen Millionär geht, der eine Atombombe klaut. Da die amerikanische Regierung das Lösegeld von einer Milliarde Dollar nicht zahlen möchte, bittet die CIA den BND um Hilfe – und schon macht sich Mister Dynamit auf, mittels ruppiger Gewalt und lakonischer Sprüche die Welt vor dem Untergang zu bewahren.

Einige James-Bond-Rip-Offs weigern sich ja, ihre Rip-Off-Seele zuzugeben, doch Mister Dynamit geht damit ziemlich offensiv um. Produzent Theo Maria Werner wollte wohl die Kinos über Assoziationen füllen und fährt deswegen alles auf, was typischerweise mit 007 in Verbindung gebracht wird: schicke Anzüge, willige Mädels, ein exzentrischer Drink, schnittige Autos, Kalauerdialoge, einen irren Superreichen, der gerne mit Modelleisenbahnen spielt, den Gadget-Ausstatter beim Geheimdienst, eine weltumspannende Bedrohung und jede Menge Action – hier vor allem ausgeführt mit Fäusten.

Man fühlt sich bei Mister Dynamit tatsächlich wie in einer leicht nach unten verrutschten Blaupause, die fehlendes Budget mit einer übersteigerten Zeichnung der Figuren und Action wettmachen möchte. Egal, was Mister Dynamit für Probleme hat, die Widersacher sind auf jeden Fall tölpelig genug, um sofort wieder den Anzug zurechtrücken zu können. Die hier verbreitete Coolness erreicht Parodie-Temperaturen, was aber offensichtlich gar nicht beabsichtigt war. Dass Eddie Arent die Q-Rolle bekleidet und Professor Strahlmann heißt, geht immerhin noch als deutscher Humor durch, genauso wie auch die Deckidentität von Dynamit: "Doktor Karl Bierbaum, Beruf: Tierarzt."

Der BND selbst war übrigens von dem Filmprojekt zunächst sehr angetan, weil man sich anscheinend einen Imagegewinn à la MI6 erhoffte, doch letztendlich war das alles wohl doch zu pulpig. Einen gewissen Eurospy-Charme mag man dem Film gar nicht absprechen, aber knallige Unterhaltung sieht leider anders aus. Die Inszenierung von Regisseur Franz Josef Gottlieb ist ganz schön lahm und hemdsärmelig, und die schlichte Geschichte plus die hoffnungslos groben Charaktere sorgen auch nicht gerade für prickelnden Esprit. Anscheinend sah das deutsche Publikum die Sache ähnlich, denn allzu erfolgreich war der Film nicht. Da Lex Barker seine Gage einklagen musste, hatte er verständlicherweise keine Lust, die eigentlich angedachte Filmserie fortzuführen.

Was bleibt von Mister Dynamit, ist ein deutsches Kuriosum, das zum Glück so selten ist, dass die DVD-Veröffentlichung von Pidax auf mehr Interesse stoßen dürfte, als es der Film eigentlich verdient hat. Bild und Ton sind akzeptabel, es gibt ein schönes Booklet und interessante Interviews, und die zahlreichen weiteren Stars, zu denen unter anderem noch Joachim Fuchsberger, Wolfgang Preiss, Ralf Wolter und Siegfried Rauch gehören, stimmen ebenfalls versöhnlich. James Bond aus Deutschland – muss man auch erst mal drauf kommen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/mister-dynamit-morgen-kuesst-euch-der-tod