Apocalypse Now - Final Cut (1979)

Ein Kraftakt aus Blut, Schweiß und Wahn

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Dialogzeile "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" hat es im Lauf der Jahre unter die Top 10 der berühmtesten Filmzitate aller Zeiten geschafft – und auch sonst ist Francis Ford Coppolas 1979 unter widrigsten Begleitumständen gedrehtes Werk Apocalypse Now ein echter Klassiker der Filmgeschichte, der nach wie vor nichts von seiner Wucht verloren hat. Coppolas Odyssee durch die Wirren des Vietnamkriegs, der zum Zeitpunkt des Drehs noch eine offene Wunde im Selbstbewusstsein der Supermacht USA war, hat die Maßstäbe für filmische Auseinandersetzungen mit dem Wahnsinn des Krieges neu definiert und es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt, dass seitdem kaum je ein Werk an diesen Kraftakt aus Blut, Schweiß und Wahn heranreichte.

Basierend auf Joseph Conrads eigentlich im Afrika des späten 19. Jahrhunderts angesiedelten Roman Das Herz der Finsternis schickt der Film den Captian der US-Army Benjamin L. Willard (Martin Sheen) mit einer kleinen Gruppe Soldaten den Flusslauf des Nung hinauf an einen Ort im Urwald Kambodschas, wo der desertierte Special Forces Captain Walter E. Kurtz (Marlon Brando) eine eigene Kampfeinheit mit unklarer Zielsetzung aufgebaut haben soll. Der Auftrag des Spezialkommandos ist ebenso knapp wie unmissverständlich gehalten: Die Männer sollen den offensichtlich geisteskrank gewordenen Kurtz finden und ihn eliminieren. Doch der Auftrag entpuppt sich als schwieriger und verzwickter als gedacht. Im undurchdringlichen Dschungel verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind und es scheint so, als sei in Vietnam Captain Kurz keineswegs der einzige Mensch, der seinen Verstand verloren hat.

Kann eines der wuchtigsten und wahnsinnigsten Werke der Filmgeschichte noch opulenter und verrückter werden, als es das eh schon ist? Die Frage ist nahezu unmöglich zu beantworten, aber immerhin gibt es Filmemacher, die das überhaupt versuchen. Zum Beispiel Francis Ford Coppola, der sich rund 20 Jahre nach seinem Opus magnum Apocalypse Now daran machte, den Film noch einmal mit dem Schnitt zum Opfer gefallenen Szenen zu ergänzen. Weil das Ausgangsmaterial teilweise aufgrund von Störgeräuschen kaum verständlich war, mussten viele Szenen nachsynchronisiert werden.

Zudem machten die Ergänzungen Nachkompositionen bei der Filmmusik notwendig und riefen auch den damaligen Kameramann des Ausgangswerks Vittorio Storaro wieder auf den Plan, der die Farbkorrekturen der neuen Szenen und des gesamten Films überwachte. Insgesamt 49 Minuten konnten so hinzugefügt werden, die so manchen Überraschung in sich bargen und die den Erzählrhythmus des Films spürbar verlangsamten und dadurch noch ein wenig hypnotischer und somnambuler machten.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/apocalypse-now-1979