Strasse der Verdammnis (Blu-ray)

Schiefe Erdachse

Eine Filmkritik von Martin Beck

1977 brachte Fox zwei Science-Fiction-Filme in die Kinos: Star Wars und, dummerweise danach, Strasse der Verdammnis. Nicht ganz zu Unrecht ist Film Nummer 2 gnadenlos gefloppt und kann auch heute, mit der rosarotesten siebziger-Jahre-Brille auf der Nase, keine größere Begeisterung hervorrufen. Der Reiz von Strasse der Verdammnis beruht vor allem auf nostalgischen Erinnerungen, die über staunende Kinderaugen, wenn zum Beispiel riesige Skorpione auftauchen, bis heute wohlig positive Vibrationen aussenden. Das Beste für alle Beteiligten dürfte hier sein, einfach die Blu-Ray eingeschweißt ins Regal zu stellen, ansonsten bleibt am Ende nur noch dezent gelangweiltes Trashgelächter.
Denn was damals spannend und aufregend war, ist heute nur noch rudimentär. Strasse der Verdammnis zeigt zu Beginn den Dritten Weltkrieg (=rustikales Stock Footage irgendwelcher Atombomben-Tests), dann verschiebt sich die Erdachse und schon fährt ein dicker "Landmaster" (=ein mächtig aufgemotzter Campervan) mit einer Gruppe unterschiedlicher Charaktere durch amerikanische Wüsten Richtung eines andere Überlebende versprechenden Radiosignals. Unterwegs wird viel geredet, der Himmel wechselt ständig den Farbton und ab und an tauchen auch Killerkakerlaken (!?) oder die bereits erwähnten Skorpione auf. Es verwundert nur begrenzt, dass das dem Film zugrundeliegende Buch so viel mehr (von allem) ist, dass der Autor, Roger Zelazny, seinen Namen aus dem Vorspann streichen lassen wollte.

Strasse der Verdammnis ist einfach ein schlichtes Vergnügen, das Spannung nicht mal buchstabieren kann, auf Dauer ganz schön langweilig wird und als Rauswerfer auch noch ein süßliches bis verlogenes Finale auftischt. Regisseur Jack Smight hatte lustigerweise mehr Geld als George Lucas zur Verfügung, aber zu mehr als C-Science-Fiction, durchsetzt mit mäßig interessanten B-Nasen wie Jan-Michael Vincent, George Peppard oder Kip Niven, reicht es leider nie. Vielleicht hätte der Film einfach noch den letzten Schritt gehen und sowas wie diese lachhaft getricksten Skorpione den ganzen Film über angreifen lassen sollen. Für einen zünftigen Trash-Spaß ist es dann nämlich doch wieder zu „normal“ inszeniert.

Nicht dass es an "guten" Ansätzen fehlt, allen voran den zum Heulen schlechten Spezialeffekten, doch ein wackelnder Himmel oder "glühende" Bluescreen-Patzereien sind einfach nicht genug, um die grundsätzlich dünne Ereignislosigkeit der Handlung plattzumachen. Wirklich Spaß kommt kurzfristig auf, als die radioaktiven Killerkakerlaken in Gruppenformation angreifen...und gleich danach wird es dann wieder lahm. Die Endzeit in Gestalt eines dünnen Roadmovies, das von Leuten inszeniert wurde, die zwar viel Geld aber offensichtlich keine Lust und kein Können hatten. Manchmal klappt Nostalgie einfach nur deswegen, weil dadurch mächtig beeindruckbare Jungs in Glockenjeans auf die grundsätzlich richtige Fährte geführt wurden.

Toi toi toi also für Subkultur, das Blu-Ray-Label von Strasse der Verdammnis, dass der gewisse Kultstatus des Films ausreicht, um die Auflage rechtzeitig vor der großen Ernüchterung loszuwerden. Als Vorlage diente höchstwahrscheinlich die amerikanische Veröffentlichung von Shout Factory, die ein ähnlich rumpeliges bis rauschendes Bild aufweist und auch die gleichen Extras (=ein Audiokommentar und drei kurze Dokus) besitzt. Der deutsche Ton ist, wie es so schön heißt, dem Alter entsprechend, und die weiteren spezifisch deutschen Extras, zwei radikal zusammengekürzte Super-8-Fassungen, kann man getrost den Killerkakerlaken zum Fraß vorwerfen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/strasse-der-verdammnis-blu-ray