Sparks - Avengers from Hell

Die Rächer aus der Hölle

Eine Filmkritik von Martin Beck

Der "deutsche" Untertitel von Sparks lautet Avengers from Hell, in gewisser Weise ein Offenbarungseid, der nicht nur falsche Assoziationen weckt, sondern auch die Qualitäten des Films unnötig kleinredet. Mit Marvel hat das hier nämlich herzlich wenig zu tun und aus der Hölle kommt auch niemand. Was zutrifft, ist einzig der Stempel "Comicverfilmung", denn einer der beiden Regisseure hier, Christopher Folino, war im Vorfeld bereits zuständig für die zugrunde liegende Graphic Novel. Die sich die Frage stellt, was wohl dabei herauskommt, wenn man Sin City mit Watchmen kreuzt.
Die Antwort: Ein mit wenig Geld enstandener Superheldenfilm, der quasi als Gegenentwurf zu Marvel und DC zu verstehen ist. Sparks stützt sich auf bekannte Muster und ändert diese dann in ähnlicher Weise ab, wie auch die beiden Kreuzungspartner neue Wege eingeschlagen haben. Es geht wie eh und je um den Aufstieg, Fall und erneuten Aufstieg eines Superhelden, doch hier spielt die Handlung im Jahr 1948. Und der titelgebende Superheld (Chase Williamson) hat vielleicht gar keine Superkräfte. Und sein Gegner ist ein psychopathischer Serienkiller, der ihn als gebrochenen Menschen zurücklässt - abhängig von einer Mutantengruppe namens Rochester 13, die nach einem Meteoriteneinschlag tatsächlich übernatürliche Kräfte entwickelt hat.

Von Watchmen die abgerockte Sichtweise auf Superhelden und von Sin City die stilisierte Neo Noir-Atmosphäre. In Sparks regnet es die ganze Zeit, pulpige Typen sagen pulpige Sätze und das mit den glorreichen Superhelden weicht einem düsteren, beizeiten geradezu hoffnungslosen Tonfall. Das stramm durchgeordnete Marvel-Universum mit Rissen, Kanten und Abgründen, noirische Strukturen, durchdrungen von Fantasy und Effekten. Man darf den beiden Regisseuren (der andere heißt übrigens Todd Burrows) Respekt erweisen, wie kühn sie hier mit einem Loch im Geldbeutel auf große Vision machen. Sparks verlangt natürlich Abstriche was die Größe und Häufigkeit der Actionszenen angeht, doch zumindest gelangweilte Comicfans, die das mit dem Marvel-Universum nicht mehr wiederkäuen wollen, bekommen hier eine willkommene Alternative.

Mehr Freiheit durch weniger Geld – was hier vorwiegend für einen schärferen Umgang mit dem Genre genutzt wird. Bei den ziemlich billig wirkenden CGI-Explosionen geht das nach hinten los, doch ansonsten ist das schon ein mutiges Unterfangen, mit einer ungewöhnlich komplexen Geschichte und mehr Stilismus, als es der Mainstream wahrscheinlich schlucken möchte. Das Geschehen wirkt immer etwas unwirklich, es gibt viele Rückblenden (und Rückblenden in den Rückblenden) und die Dialoge triefen vor gestelztem Hyper-Realismus. Wer die menschliche Nähe von Watchmen sucht, muss sich dahin vorkämpfen, und wer alles erzittern lassende Actionbrandsätze erwartet, bekommt sehr viele Dialoge und nicht gerade mitreißende Pixelverpuffungen.

Sparks richtet sich kaum an ein breites Publikum, sondern zielt eher auf Leute mit Vorwissen, auf Geeks, die in ihrer Ecke dankbar für jeden neuen Ansatz sind. Dass es solche Filme überhaupt gibt, ist angesichts des gefälligst gültigen Standards von Marvel und DC schon ein mittleres Wunder, und dass dann auch noch inhaltlicher Wagemut möglich ist, ringt einigen Respekt ab – selbst wenn der Film letztendlich zu sehr Nische bleibt, um die Möglichkeiten von Comicverfilmungen nachhaltig zu erweitern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/sparks-avengers-from-hell