Lou! Klitzegeheimes Tagebuch

Ein kesses Comic-Mädchen filmisch bewegt

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Es ist eine bunte, flippig-chaotisch gestaltete kleine Welt, in der eine alleinerziehende, verträumte und verschusselte Mama (Ludivine Sagnier) mit ihrer 12jährigen, kräftig pubertierenden Tochter Lou (Lola Lasseron) lebt. Ihre Wohnung mit der bezaubernden Dachterrasse quillt in gemütlicher Fülle vor farbenprächtigem Tand über, doch die Finanzen sind trotz des Übersetzer-Jobs der Mutter oftmals mau, so dass dann die flotte Oma (Nathalie Baye) einspringen muss. Häufiger Gast der kleinen Familie ist Lous beste Freundin Mina (Eden Hoch), mit der die fantasievolle Tochter sich gern Maßnahmen ausdenkt, um ihre träge Mutter zu mobilisieren.
Doch auch die Aufnahme einer kuriosen Katze ins Familiensystem hat letztlich nicht den gewünschten Effekt, so dass nun ein neuer Partner die versackte Situation aufmöbeln soll. Da kommt der neu zugezogene, reichlich abgefahren wirkende musikalische Nachbar Richard (Kyan Khojandi) gerade recht, der auch gleich eine Einweihungsparty für die Quartier-Bewohner schmeißt. Derweil ist Lou einerseits heimlich und zurückhaltend, doch andererseits schamlos spionierend in den Nachbarjungen Tristan (Joshua Mazé) verschossen, der bei Richard Gitarrenunterricht genießt und gar nicht so unerrreichbar ist, wie es zunächst für Lou erscheint ...

Mit Lou! Klitzegeheimes Tagebuch hat der französische Comic-Autor und Musiker Julien Neel die erste Folge seiner eigenen Zeichengeschichten um das umtriebige, kecke und moderne Mädchen verfilmt, die im Rahmen des Festivals von Angoulême 2005 mit dem Prix jeunesse prämiert wurde und seit 2010 auch auf Deutsch erhältlich ist. Den überwiegend recht banalen, komödiantisch angelegten Alltagsgeschichten wird hier eine detailfreudige, schräge und visuell stark ausgestaltete Fantasiewelt beigesellt, wobei die atmosphärisch signifikante Ausstattung des gesamten Films auf die Comics referiert. Vor allem für das junge Publikum stellt dies sicherlich die schillerndste Seite dieser satirischen Komödie dar, die das Erwachsenenvolk aus junger Perspektive ganz kräftig aufs Korn nimmt.

Die starken, ideenreichen weiblichen Charaktere beherrschen hier das turbulente Terrain, dessen Inszenierung von verspielten Sequenzen mit reichlich Elementen der aktuellen jugendlichen Popkultur wimmelt. Damit ist die so definierte Imaginationswelt junger Leute anschaulich in einer Art Rundumschlag repräsentiert und gleichzeitig in komischen Kitsch eingebettet, der vergnüglich-fesche Unterhaltung der absurden Art liefert, wie sie typisch für das Comic-Format ist. Vermutlich werden sich zuvorderst die Fans der gezeichneten Lou über diese filmische Dynamik freuen, die im vergangenen Herbst in Frankreich und Belgien im Kino zu sehen war und durch die sanft-melancholische Musik von Julien Di Caro einiges an guter Stimmung gewinnt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/lou-klitzegeheimes-tagebuch