Die Behandlung

Warnung: Extrem verstörend!

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Behandlung ist ein extrem düsterer, nur schwer verdaulicher Film. Darum die Warnung gleich vorweg: Dies ist nichts für Zartbesaitete. Im Gegenzug sind nicht Gorehounds und Splatter-Aficionados gemeint, denn dieser Film tritt dorthin, wo es wirklich weh tut. Er zeigt Bilder – und lässt Bilder im Kopf entstehen –, die man nicht mehr so schnell abschütteln kann.
Ein Junge ist verschwunden, die Polizei sucht fieberhaft nach ihm. Besonders Nick kann und will nicht aufgeben. Seit sein kleiner Bruder vor 25 Jahren verschwand, nagt das an ihm – und das umso mehr, da der Hauptverdächtige Ivan Plettinckx nie überführt werden konnte. Der macht sich mittlerweile einen Spaß daraus, Nick mit Andeutungen zu quälen. Nun muss Nick aber seinen Fokus auf den neuen Fall richten. Schon bald geht es nicht mehr nur um Missbrauch und Vergewaltigung, sondern auch um Mord. Je stärker sich Nick auf diesen Fall konzentriert, desto mehr arbeitet er auch auf eigene Faust und folgt der Spur des Täters, den alle nur den Troll nennen.

Will man einen Film wie Die Behandlung in Kontext setzen, dann müsste man konstatieren, dass Thriller wie Sieben das reinste Kasperletheater dagegen sind. Diese belgische Produktion setzt auf den tristen, realistischen Look und nutzt ihn, um abseits üblicher Konventionen eine Geschichte zu erzählen, wie sie traumatischer kaum sein könnte. Die titelgebende Behandlung und der mit ihr einhergehende Twist sind nur schwer verkraftbar. So mancher mag sich nach Sichtung vielleicht wünschen, diesen Film ausgelassen zu haben. Denn im Programm des Fantasy Film Fests ragt er heraus, und das nicht nur, weil er nicht der Phantastik zuzurechnen ist, sondern weil er mit seiner brutal-rohen Inszenierung ein Thema anschneidet, mit dem sich eben kein leichtes Unterhaltungskino machen lässt.

Die Narrative ist über mehr als zwei Stunden hinweg packend. Überraschende Wendungen, aber auch komplexe Figurenzeichnung halten das Interesse durchgehend hoch. Zurückhaltend in der Inszenierung dringt das Skript tief in die Psyche der Hauptfigur vor, ein Polizist, wie er traumatisierter kaum sein könnte. Dieses Gefühl vermittelt Regisseur Hans Herbots auch dem Zuschauer. Die Autopsie des Opfers, die Videos, die sich Nick ansehen muss, die schmerzliche Erkenntnis, welch wirrer Geist hier wirkt, das alles ist nur schwer erträglich. Bis hin zu dem bösartigen Schlussbild, das ein letztes Mal vorführt, wozu Menschen fähig sein können. Die Behandlung ist ein Film, den man nicht einfach abschütteln kann.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-behandlung