Grow Up!? - Erwachsen werd' ich später (2014)

In der Quarterlife-Crisis

Eine Filmkritik von Falk Straub

2014 durfte das deutsche Kinopublikum Keira Knightley nur in zwei Filmen auf der großen Leinwand bewundern. Laggies gehörte nicht dazu, erscheint nun aber unter dem Titel Grow Up!? - Erwachsen werd' ich später auf DVD und Blu-ray.

Über Sinn und Unsinn deutscher Verleihtitel lässt sich trefflich streiten – ganz besonders dann, wenn ein Film keinen deutschen, sondern einen neuen englischen Namen verpasst bekommt. Unstrittig ist an Laggies zumindest, dass die Komödie eines neuen Titels bedurfte. Der Begriff, der in etwa "Faulenzer" bedeutet, findet selbst in den USA nur in bestimmten Gegenden Verwendung. In Großbritannien und Irland lief die Komödie als Say When. Da trifft es Grow Up!? schon besser.

Die Faulenzerin, der das Publikum wünscht, endlich erwachsen zu werden, heißt Megan (Keira Knightley). Sie ist 28, lebt aber immer noch so, als sei sie 18. Statt einer richtigen Arbeit nachzugehen, hilft Megan im Büro ihres Vaters aus oder lümmelt auf der Couch. Die Langzeitbeziehung zur ihrem Freund Anthony (Mark Webber) ist zur Routine geworden. Als Anthony ihr einen Heiratsantrag macht, verliert Megan die Nerven. Sie erbittet sich sieben Tage Bedenkzeit und quartiert sich bei Annika (Chloë Grace Moretz) ein, einer Schülerin, die sie erst kurz zuvor zufällig kennengelernt hat. Annikas Vater (Sam Rockwell) reagiert irritiert, lässt das seltsame Geschöpf jedoch gewähren.

Keira Knightley fügt ihrem Repertoire des netten Mädchens von nebenan eine weitere, überzeugende Variante hinzu. Sie gibt die junge Frau in der Quarterlife-Crisis gewohnt charmant. Ein verlegenes Lächeln, ein schüchterner Blick und ein unruhiges Nesteln an den Haaren genügen, um Megans Verunsicherung spürbar zu machen. Im Zusammenspiel mit Chloë Grace Moretz und Sam Rockwell klappt das wunderbar.

Megan ist eine Orientierungslose, die lieber in ihrer (falschen) Erinnerung an die Vergangenheit als in der Gegenwart lebt. Ihre Freundschaft mit Annika ist eine weitere Flucht in die guten alten Teenagertage. Eine Flucht, die misslingt, da der Altersunterschied dann doch zu groß ist. Statt einer Gleichgesinnten ist Megan eine Mittlerin, die den Sorgen und Nöten der Jugendlichen beisteht. Ein erster Schritt auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden.

Regisseurin Lynn Shelton ist eine lebensnahe Komödie gelungen, die eher leise Töne anschlägt. Grow Up!? handelt nicht von den großen Dramen, sondern von den kleinen Problemen des Alltags. Teenager dürfen hier auch einfach einmal Teenager sein – mit all der Langeweile in ihren gewöhnlichen Leben.

Wenn der Zuschauer in einer Szene während der Hochzeit von Megans bester Freundin dem Tanz des Brautpaares beiwohnt, versteht er schlagartig, warum Megan schließlich aus ihrer alten Clique ausbrechen und ein eigenständiges Leben beginnen will. So provinziell und affektiert, so peinlich ist dieser Tanz.

Von dieser milden Ironie hätte es gern mehr sein dürfen. Insgesamt fehlt es der Komödie etwas an Fahrt und Leichtigkeit. Nach einer gelungenen Exposition passt sich der Film zu sehr der Lebenseinstellung seiner Protagonistin an und plätschert zunehmend seichter seinem Ende entgegen.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/grow-up-erwachsen-werd-ich-spaeter