Schwarzer Markt der Liebe

Kalte Partys in Berlin

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Regisseur Ernst Hofbauer wird den meisten als Spielleiter zahlloser Schulmädchenreport-Teile und anderer Sexfilme der 1970er Jahre bekannt sein, wenn sie den Namen überhaupt schon einmal gehört haben. Aber bevor der Mann auf den Zug der Freizügigkeit aufsprang, drehte er einige Abenteuerfilme sowie Krimis. Darunter auch den von Erwin C. Dietrich produzierten Schwarzer Markt der Liebe, in dem es um einen skrupellosen Mädchenhändlerring geht.
Harald (Claus Tinney), ein deutscher Lebemann und Krimineller, hat in Genua gerade ein paar junge Frauen unter Vorspiegelung eines falschen Tänzerinnenengagements nach Nahost verkauft. Dort werden sie als Zwangsprostituierte enden. Da er diesmal auf das höhere Angebot eines anderen als des üblichen Abnehmers eingegangen ist, muss er in Italien zunächst ein paar gefährliche Situationen überstehen, bevor er wieder nach Berlin zurückkehrt. Dort will er mit seinem Komplizen, dem schmierigen Rolf (Rolf Eden), schnell neue Mädchen in die Falle locken. Gemeinsam mit der lesbischen Gräfin (Tilly Lauenstein), die immer eine der jungen Frauen für ihr eigenes Bett rekrutiert, planen sie eine Drogenparty in einer Villa. Aber ein paar italienische Gangster, die Haralds Verrat nicht hinnehmen wollen, tauchen zur Besorgnis aller plötzlich in Berlin auf.

Hofbauer, der auch das Drehbuch geschrieben hat, verzichtet bei den Gangstern auf Emotionen. Für Harald und Rolf geht es nicht um Macht, den Rausch des Verruchten oder andere Gefühlsregungen, für die beiden Lebemänner geht es nur ums Geschäft. Sie wollen viel Geld verdienen, um sich einen gewissen Lebensstil leisten zu können. Deswegen hat Harald zu Beginn des Films auch das höhere Angebot eines neuen Abnehmers angenommen. Selbst die Gräfin, die stets ein neues Betthäschen sucht, strahlt dabei nur kalte Berechnung zur Sättigung ihrer Triebe aus, ohne dass sie echte Befriedigung empfindet.

Aus dieser Kälte heraus entwickelt Hofbauer einen beängstigend elegant gefilmten Gangsterfilm, dessen schöne Lichtsetzung mit nächtlichem Glanz, aber auch düsteren Gassen im Dienste einer Atmosphäre skrupelloser Oberflächlichkeit steht. Wie Gefangene ihrer eigenen Profession agieren Harald und Rolf mit widerlicher Gnadenlosigkeit, wenn es um die Durchsetzung der eigenen Geschäftsinteressen geht. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, ihre Bekannte Uta (Uta Levka) zu animieren, die unschuldig verklemmte Astrid (Astrid Frank) als Futter für die Gräfin auf die Party zu schleppen. Denn die ältere Lesbe wird langsam unruhig, weil sie schon länger niemanden mehr abbekommen hat.

Astrids Unschuld ist ein Opfer der Gier, mit der hier gehandelt wird. Im Land des schönen Scheins gibt es keine Moral. Daraus entwickelt sich ein beunruhigendes Handlungsgeflecht, in dem Claus Tinney, Rolf Eden und Tilly Lauenstein ganze Arbeit leisten. Selten wirkte sexuelles Begehren so Angst einflößend wie bei Lauenstein, die die Gräfin als abgehalfterte Person auf der Suche nach vergangenen Freuden verkörpert. Eden beherrscht die Rolle des schmierigen Widerlings so perfekt wie Claus Tinney auch. Dazu heizt die treibende Orchestermusik aus der Feder Frank Valdors auf stimmungsvolle Weise ein.

Die optische Qualität der DVD ist gut, weil die Vorlage kaum analoge Defekte aufweist. Das Filmkorn wird sauber abgebildet und die Graustufendifferenzierung liegt auf einem guten Niveau. Leichte Helligkeitsschwankungen, die gelegentlich zu sehen sind, stören nicht. Der 2.0-Monoton weist ein leichtes Hintergrundrauschen auf, das die Verständlichkeit der Dialoge aber nie gefährdet. Störende Verzerrungen gibt es nicht, der Klang macht einen vollen Eindruck.

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der Illustrierten Film-Bühne und einem kurzen Grußwort von Rolf Eden, der allen viel Spaß bei der Ansicht des Films wünscht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/schwarzer-markt-der-liebe