Gorgo - Die Superbestie schlägt zu

Gorgo lässt Godzilla alt aussehen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Sieben Jahre zuvor hatte das japanische Monster Godzilla seinen weltweiten Erfolgszug angetreten, 1961 wollten die Briten dann ein Stück vom Kuchen abhaben. Mit Gorgo produzierte man einen Film, der die Geschichte von Godzilla mit der von King Kong und die weiße Frau verbindet. Nach der DVD im Jahr 2008 wird der Film nun in einer HD-Abtastung präsentiert.
Ein unterirdischer Vulkanausbruch ist der Auslöser eines Seebebens, durch das ein prähistorisches Monster wiedererweckt wird. Gorgo greift die Küste Irlands an, wird aber von Captain Joe Ryan und seiner Crew eingefangen. Das Monster wird die Hauptattraktion eines Londoner Zirkus, aber dann stellt sich heraus, dass Gorgo gar nicht ausgewachsen ist. Die Mutter des Monsters ist wiederum nicht begeistert, was die Menschen ihrem Nachwuchs antun. Voller Zorn legt sie London in Schutt und Asche.

Im Vergleich zu Godzilla werden die meisten Riesen-Monster von Kritik und Publikum abgekanzelt, Gorgo ist jedoch die rühmliche Ausnahme von der Regel. Eugene Louries Film ist ein flott erzählter Monster-Spaß, der in Sachen Effekten den damaligen Toho-Produktionen haushoch überlegen ist. Die Monster sind deutlich wirkungsvoller gestaltet und die Materialschlacht ist größer und aufwendiger, als das bei den ersten Godzilla-Filmen der Fall war. Gorgo selbst ist zwar auch ein Man-in-Suit, allerdings wurde mittels hydraulischer Komponenten das Gesicht auf eine Art bewegt, die Godzilla seinerzeit nicht möglich war. Das Wüten des Monsters wiederum ist deutlich eindrucksvoller, weil man nie das Gefühl hat, es würde sich mit einer Pappmache-Stadt vergnügen.

Dass das äußerlich an das japanische Monster erinnernde Mutter/Kind-Paar gerade jetzt sein HD-Debüt gibt, ist natürlich dem neuen Godzilla-Film zu verdanken. Fans moderner Filme wird der Streifen vielleicht nicht ganz überzeugen können, der 60er-Jahre-Charme ist aber immens reizvoll, und das wahrlich nicht nur für Nostalgiker. Der britische Film, bei dem zuerst darüber nachgedacht wurde, das Monster in Paris oder in Australien wüten zu lassen, hat nie Fortsetzungen generiert. Er ist ein Unikat, als solches aber ernsthafter und gefälliger als es die meisten der späteren Toho-Monster-Filme sind.

Im Gegensatz zur alten DVD ist das Bild der Blu-ray deutlich besser. Sauberes Bild mit minimalem Rauschen und eine klare, sehr saubere Farbgebung, die nur variiert, wenn das Archivmaterial mit den Militärs zu sehen ist, zeichnen diese Blu-ray aus. Nicht nur der Bildqualität wegen, sondern auch wegen der neuen, sehr informativen Extras.

Neben originalem und deutschem Trailer und Produktionsnotizen gibt es den amerikanischen Comic und einen französischen Fotocomic zu sehen, das Kronjuwel des Bonus-Materials ist jedoch die gut halbstündige Dokumentation "The 9th Wonder of the World: The Making of Gorgo". Geschrieben wurde die Dokumentation – neben Randall Turnbull und Daniel Griffith – von Tom Weaver, einem der versiertesten Filmhistoriker, wenn es um Science-Fiction- und Monster-Filme der 50er und 60er Jahre geht. Obwohl praktisch kaum jemand der an dem Film Beteiligten zu Wort kommt (abseits einer Audio-Aufnahme von Kameramann Douglas Adamson) ist diese Dokumentation hoch informativ, da kenntnisreiche Profis wie Ted Newsom, C. Courtney Joyner und Bob Burns zu Wort kommen. In gut einer halben Stunde wird nicht nur die Produktion des Films im Detail wiedergegeben, auch die Vorgeschichte von Regisseur Eugene Lourie und den Produzenten, den King-Brothers, wird ausführlich behandelt.

Zudem gibt es hier ein paar 8mm-Behind-the-Scenes-Aufnahmen zu sehen. Lourie selbst kommt zu Wort, wenn auch nicht selbst. Zitate aus alten Interviews werden mit einer dramatischen Lesung dargeboten.

Gorgo ist ein Kinderfilm, keine Frage, aber eben auch einer für die ganz, ganz Großen. Hier lacht das Herz des Monsterfilm-Fans.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/gorgo-die-superbestie-schlaegt-zu