Kristy - Lauf um dein Leben

Töte Kristy und du tötest Gott

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die eigentlich interessantere Geschichte ist das, was in den ersten Minuten angedeutet und in den letzten Minuten bestätigt wird. Was dazwischen kommt, ist im Grunde nur ein handelsüblicher Mädchen-auf-der-Flucht-Film, angesiedelt irgendwo zwischen The Strangers und You’re Next.
Justine (Haley Bennett) bleibt über die Thanksgiving-Feiertage alleine auf dem College-Campus. Als sie abends noch mal losfährt, um sich im Supermarkt Eis zu holen, begegnet sie dort einer Frau mit Kapuze, die recht abgewrackt aussieht. Die Frau macht Justine Angst. Wieder auf dem Campus versucht Justine die Zeit totzuschlagen, aber schon bald sind es andere Dinge, die totgeschlagen werden müssen. Die mysteriöse Frau ist wieder da, sie ist nicht allein, und sie haben es auf Justine abgesehen, die sie nur Kristy nennen.

Die Motivation der Angreifer bleibt schwammig, ist fast nichtexistent, und das gilt umso mehr, da die paar Implikationen des Anfangs nicht wirklich greifen. Sie bleiben zu oberflächlich, etwas mehr Konzentration darauf hätte durchaus gut getan. Das ist die Schattenseite von Kristy, aber es gibt durchaus auch gute Seiten an dem Film. Denn als Horrorfilm, in dem gesichtslose Killer jemanden jagen, hat er seine Momente. Hier ist zwar nichts dabei, das auch nur im Ansatz originell wäre, die Jagd wird aber mit einem ordentlichen Maß an Spannung aufbereitet.

Sicher, die eine oder andere Handlung ist nicht gerade smart (Stichwort: der Hausmeister), aber die schnörkellose, auf Bewegung und Action setzende Inszenierung kann da viel retten. Man fühlt sich unterhalten, zumindest dann, wenn man dieser speziellen Genre-Art etwas abgewinnen kann.

Die Figuren bleiben natürlich unterentwickelt, selbst Haley Bennetts Justine erlebt keine größere Vertiefung, wird aber zumindest soweit vorgestellt, dass die Identifikation leicht genug fällt.

Welche Bewandtnis es mit dem Namen Kristy hat, erklärt der Film zu Beginn, das spielt aber in die unterentwickelte Backstory hinein. Das größte Problem von Kristy ist, dass weit mehr möglich gewesen wäre. Die eigentliche Geschichte beginnt erst zum Ende, wobei Justine eine merkwürdige Wandlung durchmacht, die durch den Voiceover am Ende illustriert wird. Dementsprechend wirkt Kristy fast so wie die langgezogene Vorgeschichte oder aber die Ursprungsgeschichte einer Rächerin, der durch ihre Erlebnisse nicht nur die Augen geöffnet wurden, sondern die auch weiterhin aktiv sein will, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Den Film würde man im Grunde auch lieber sehen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/kristy-lauf-um-dein-leben