Der unheimliche Gast

Der beste Geisterfilm aller Zeiten

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Für Guillermo del Toro gehört Der unheimliche Gast zu seinen sechs liebsten Gruselfilmen. Der Mann hat Geschmack, ist der atmosphärische Geisterfilm, der von Koch Media nicht ganz passend in die Film-Noir-Reihe einsortiert worden ist, doch in der Tat einer der schönsten Schauerfilme, die es je gegeben hat. Auch 70 Jahre nach seiner Entstehung sorgt er noch für wohligen Grusel.
Die Geschwister Roderick (Ray Milland) und Pamela Fitzgerald (Ruth Hussey) verlieben sich vom Fleck weg in ein altes Anwesen, das an der englischen Küste liegt und seit Jahren verlassen ist. Sie bringen in Erfahrung, dass es zum Verkauf steht – und das zu einem sehr günstigen Preis. Aber das hat auch einen Grund, wie sie nach ihrem Einzug feststellen, denn in dem Haus spukt es. Roderick verliebt sich in Stella (Gail Russell); deren Mutter einst in dem Haus lebte. Die Vergangenheit scheint sie alle einzuholen, während der Spuk in diesem Haus immer aufdringlicher wird.

Der Film basiert auf dem Roman von Dorothy Macardle, deren Vorlage teils Wort für Wort übernommen wurde. Einige Dialoge entstammen direkt dem Roman, was sogar so weit geht, dass Dialogfetzen übrig blieben, die sich auf einen Subplot mit dem Priester beziehen, der im Film gestrichen, im Roman aber vorhanden ist.

Der Film lebt von der exzellenten, oscarnominierten Schwarzweißphotographie von Charles Lang, an der man sich nicht sattsehen kann. Generell gut besetzt, sticht vor allem Gail Russell heraus, deren Leben schon wenig später in eine tragische Abwärtsspirale überging, ausgelöst durch Erlebnisse in Hollywood, für die die talentierte Aktrice viel zu zart war. Diese Sensibilität bringt sie auch in ihre Rolle als Stella ein, die von den Ereignissen rund um das Haus mehr mitgenommen wird als alle anderen.

Der unheimliche Gast ist ein stimmungsvoller, mysteriöser Gruselfilm mit melodramatischen Untertönen. Auf angenehme Art und Weise altmodisch, ist Lewis Allens Film ein zeitloser Klassiker, der sich Zeit für seine Figuren und seine Geschichte nimmt, aber damit auch heute noch den Zuschauer in den Bann zu ziehen versteht. Weil die Geistergeschichte sehr schön mit der Romanze harmoniert und zu mehr als der Summe aller Teile wird. Stilvoller Grusel, wie es ihn heute praktisch gar nicht mehr gibt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/der-unheimliche-gast