Lizzie Borden

Dröge Aufarbeitung eines berüchtigten Mordfalls

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Lizzie Borden took an axe, and gave her mother forty whacks. When she saw what she had done, she gave her father forty-one." – Diesen Reim erzählen sich Kinder noch heute, mehr als 120 Jahre, nachdem Lizzie Borden für den Mord an ihren Eltern angeklagt worden ist. Längst ist sie ein Teil der Popkultur geworden, ein Horrorfilm ist Lizzie Borden aber nicht. Nein, die Lifetime-Produktion versucht, der wahren Geschichte auf den Grund zu gehen – mit dem für den Sender typischen Kitsch.
1892: Lizzie Borden (Christina Ricci) und ihre Schwester Emma (Clea DuVall) leben auch im Alter von über 30 Jahren noch bei ihren Eltern, die Spannungen zwischen Andrew Borden (Stephen McHattie) und seiner ältesten Tochter nehmen jedoch kontinuierlich zu. Eines Tages findet Lizzie ihren Vater tot auf, erschlagen mit einem Beil. Auch ihre Stiefmutter ist dem Mörder zum Opfer gefallen. Die Indizien weisen auf Lizzie hin, weswegen man sie vor Gericht stellt. Ihr Verteidiger plädiert auf unschuldig und erklärt, eine Frau könnte ein derart grausames Verbrechen nicht begehen.

Wie die Geschichte ausgeht, dürfte den Interessierten bekannt sein. Man hält sich bei dieser Produktion recht nah an die Fakten und verpflichtete als Berater sogar einen Nachkommen der Borden-Familie, Jono Borden, der als Assistent des Arztes einen kleinen Gastauftritt absolviert. Nichtsdestotrotz musste die Geschichte vereinfacht werden, insbesondere in Hinblick auf die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Töchtern, aus der heraus sich ein Motiv ergeben könnte. Wenn man denn glaubt, dass Lizzie die Mörderin ist. Offiziell wurde nie jemand dieses Verbrechens überführt.

Man merkt dem Film schon an, für welchen Sender er entstanden ist. Relativ günstig in der Ausstattung, aber ausreichend genug für diese Art Film, ist es im Endeffekt so, dass ein paar der Ideen interessanter sind als die Umsetzung. Der faszinierendste Aspekt dieses Films, der im Grunde ein Gerichtsdrama ist, ist der Umstand, wie die amerikanische Gesellschaft jener Zeit war. Insbesondere der Umstand, dass die Verteidigungslinie ist, eine Frau könnte ein solches Verbrechen nicht begehen – und damit durchzukommen!

Der Film lässt dabei jedoch jedwede Spannung vermissen. Er fühlt sich nicht nur blutleer an (was angesichts des Doppelmords umso kurioser ist), sondern ist auch bar jeder echten Emotion. Daran ändert auch nichts, dass Ricci eine gute, ambivalente Darstellung abliefert, die sogar vergessen lässt, dass sie optisch nicht im Mindesten der echten Lizzie Borden entspricht.

Besonders nervig ist die modern gestaltete musikalische Untermalung, die nicht zum Geschehen passt und dem Film ein anachronistisches Gefühl verleiht. Ein typischer Fernsehfilm, der die DVD-Anschaffung nicht lohnt. Stattdessen kann man auch auf die sicherlich nicht lange auf sich warten lassende Fernsehausstrahlung warten. Oder einfach einen interessanteren Film ansehen …

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/lizzie-borden