Lautlos im Weltraum (1972)

Huey, Dewey, Louie und Joan

Eine Filmkritik von Martin Beck

Nach 2001 hatte Douglas Trumbull einen so guten Ruf, dass ihm 1972 sogar die Regie bei einem weiteren Science-Fiction-Film angeboten wurde: Lautlos im Weltraum – eine ganz im damaligen Zeitgeist verhaftete Flowerpower-Fabel, die mindestens bewies, dass Trumbull kein Regisseur ist, der nach dem Offensichtlichen greift. Im Vordergrund stehen hier die Geschichte und die Charaktere, die Effekte halten sich im Hintergrund. Und sind dabei so präsent, dass sie immerhin unterstützen und dem Geschehen seinen glaubwürdigen Rahmen verpassen.

Lautlos im Weltall spielt nämlich im Weltall, auf einer größeren Raumschiffstation, die die letzten Bäume und Pflanzen der Erde beinhaltet. Lowell (Bruce Dern) geht der Pflege dieser Fracht mit Hingabe nach, doch dann sollen die Treibhäuser aus Kostengründen zerstört werden und Lowell rebelliert. Er tötet die anderen Besatzungsmitglieder und setzt sich einfach ab – nur noch unterstützt durch drei Drohnen namens Huey, Dewey und Louie, und die diese neu gefundene Hippie-Idylle perfekt untermalenden Songs von Joan Baez. "Fields of children running wild in the sun". Hach ja, schön.

Und auch ziemlich kitschig bis naiv, je nachdem, wie weit man die Ökobotschaft von Lautlos im Weltall annimmt. Lowell ist im Grunde genommen ein futuristisches Vorzeige-Blumenkind, das seinen Einsatz für Hippie-Ideale auf die konsequente Spitze treibt. Nicht Geld ist die Motivation, sondern die Vereinigung zwischen Mensch und Natur – was sogar so weit geht, dass die Kollegen von Lowell, die ihre Arbeit wesentlich weniger idealistisch sehen, entbehrlich werden und dafür die drei Drohnen vermenschlichte Unterstützung gewähren. Wenn schon die Erde keinen Schutz mehr bietet, muss man sich seinen persönlichen Garten Eden eben im Weltraum schaffen.

Lautlos im Weltall verbindet Science Fiction mit einer Botschaft, was heutzutage kaum noch möglich wäre. Heutzutage würde der Film eher davon handeln, wie Lowell langsam durchdreht und die restliche Crew umbringt, doch 1972 konnte man noch eine (im zeitlichen Kontext) provokante Aussage in den Mittelpunkt stellen und darüber sogar eine emotionale Bindung zu den Drohnen aufbauen. Wackelnde Minikühlschränke, Joan Baez und Kuscheln mit Baumstämmen. Auf der einen Seite verdient Douglas Trumbull Applaus, weil er seine Vision konsequent umsetzt und dazu natürlich sehr gute Effekte auftischt, doch auf der anderen Seite wirkt der Film einige Mal unfreiwillig komisch. Und veraltet. Und sogar auch etwas langweilig, weil das Tempo gerade gegen Ende ziemlich auf die Bremse steigt.

Die langsame Erzählweise von Lautlos im Weltall ist anscheinend eine bewusste Entscheidung, die letztendlich genau den Spagat zwischen Konsequenz, Vision und aktueller Rezeption verdeutlicht. Der Film pendelt zwischen wichtig und altbacken, und bleibt dabei immerhin so weit sehenswert, dass die von Koch-Media aufwändig gestaltete Blu-ray ihre Daseinsberechtigung erhält. Ein schickes Steelbook, liebevoll aufgehübschte Bild- und Tonqualität und fast alle Extras der bereits seit ein paar Jahren existierenden britischen Blu-Ray – das was nur über den Film zur Kaufentscheidung fehlt, wird über die Verpackung und den eher tief angesetzten Preis nachgeholt. Bitte einfach 10 Minuten lang das Steelbook streicheln, dann erscheint das Geträller von Joan Baez irgendwann als starker, reibungsintensiver Gegensatz zu kalten Raumschiffen...
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/lautlos-im-weltraum-blu-ray