Implanted - Die Erinnerung lügt

Erinnerungen sind trügerisch

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Implanted verweigert sich einer exakten Genrezuordnung. Er besitzt Elemente von Science Fiction, ist aber in erster Linie ein Drama. Darüber hinaus ist er ein filigran verschachtelter Film, der den Zuschauer in ebensolche Verwirrung stürzt, wie sie die Hauptfigur erlebt. Einem Puzzle gleich bedarf es mehrerer Teile, um schließlich ein Gesamtbild erkennen zu können.
Ethan (Justice Leak) hatte einen schweren Unfall. Als er erwacht, kann er sich an nichts erinnern, auch nicht an seinen Vater. Doch nach und nach kommen einige Erinnerungen zurück. Ethan findet sich in seinem normalen Leben wieder ein, doch dann stößt er auf ein Foto, das ihn mit seiner Frau zeigt. Ethan kann sich nicht an sie erinnern, wie er generell immer schwerer unterscheiden kann, was Erinnerung, was Realität und was Einbildung ist.

Leicht anzusehen ist Implanted nicht. Der Film erzählt seine Geschichte auf eine losgelöste, unzusammenhängende Art und Weise. Die Erinnerungen des Protagonisten sind der einzige Leitfaden, den man als Zuschauer an die Hand gelegt bekommt. Über weite Strecken des Films ist wirklich unklar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Zahlreiche Details werden präsentiert, aber das große Ganze bleibt immer in weiter Ferne, so wie auch Ethan nicht versteht, was in seinem Leben vor sich geht. Das ist für den Zuschauer eine durchaus anstrengende, aber letzten Endes auch lohnende Angelegenheit. Denn Implanted beleidigt zumindest nicht die Intelligenz des Zuschauers und bleibt dank des Mystery-Aspekts bis zuletzt spannend.

Die Inszenierung wird der Geschichte gerecht. Die Bilder sind teilweise kalt, die Beleuchtung überstrahlt. In mancher Hinsicht ist Implanted ein harscher Film, nicht nur optisch, sondern auch in der Beschreibung des zerstörten Lebens von Ethans Familie. Implanted ist ein bewusst langsam erzählter Film, der von seiner Atmosphäre lebt. Im Kern ist dies literarische Science Fiction, wie sie so filmisch nur selten zu sehen ist, zugleich ist Thomas Verettes Film aber auch der Beweis, dass packende, faszinierende Genrekost mit einfachen Mitteln zu erzeugen ist. Besonders erwähnenswert ist der erhebende Score, den Verette selbst komponiert hat.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/implanted-die-erinnerung-luegt