The Fear (Staffel 1)

Wenn die persönliche Welt zusammenschrumpft …

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die britische Miniserie The Fear ist ein Crime-Drama, wie man es so noch nicht gesehen hat. Es sind nicht die gewalttätigen Aussetzer der Hauptfigur, die hier faszinieren, sondern der langsame Verfall eines zuvor wachen Geistes. Peter Mullan spielt die Hauptfigur mit einer brachialen Mischung aus Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Richie Beckett (Peter Mullan) war früher ein Gangsterboss und ist nun ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft. Die illegalen Geschäfte überlässt er nun seinen Söhnen, die mit den Albanern ins Geschäft kommen wollen. Die Situation eskaliert bald, weswegen Richie sich der Sache annehmen muss. Doch Richie leidet an den frühen Folgen von Alzheimer. Seine Krankheit verschlechtert sich rapide und hat enorme Auswirkungen auf seine emotionalen Schübe. Er kann von einem Moment zum nächsten in Raserei geraten, was der Anführer der albanischen Bande zu spüren bekommt.

Das Ensemble ist exzellent, über allen thront jedoch Mullan, dessen raubtierhafte Gewaltausbrüche an seine Figur aus Tyrannosaur erinnern, der aber zugleich in einem Strudel der Einsamkeit und Verwirrung versinkt. Mit zunehmender Laufzeit tritt der Crime-Aspekt von The Fear in den Hintergrund, während der Verfall eines Menschen mit all seiner Dramatik und seiner Elegie immer mehr zum Hauptaugenmerk dieser Geschichte wird. Mullan fängt die Angst und die mit dieser Entwicklung einhergehenden Gefühle auf eine Art ein, die mitreißt. An sich ist Richie Beckett nicht die Art Mensch, für die man Mitgefühl empfinden würde, aber Mullans Spiel ist mitleiderregend, weil dem Gangster ein Schicksal droht, das man nicht mal seinem ärgsten Feind wünschen würde.

Richard Cottans Drehbuch ist ein kleines Meisterwerk, das von Gavin Finney in klaren Bildern eingefangen wird. Die Inszenierung wird der sich entwickelnden Geschichte und der Verschlechterung von Richies Zustand mehr als gerecht. Je mehr die Welt von Richie Beckett schrumpft, je weniger er erkennt und versteht, desto näher ist die Kamera an ihm dran. The Fear lässt spüren, wie es sich anfühlen mag, sich selbst zu verlieren. Das ist die eigentliche Brillanz dieser Miniserie.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-fear-staffel-1