Nurse 3D Uncut (Blu-ray)

Eine Frau sieht blutrot

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Unter den Berufsgruppen, die sich besonders häufig dem Verdacht lüsterner Pornofilmer ausgesetzt sehen, den Broterwerb eigentlich nur als Vorwand für das ungehemmte Ausleben der eigenen Libido zu benutzen, nehmen Krankenschwestern mit Sicherheit einen der Spitzenplätze ein. Wer daran Zweifel hegt, bemühe einmal kurz Google und erforsche die Webseiten einschlägiger Erotikversandhändler im Bereich Fetischbekleidung. Insofern ist Douglas Aarniokoskis Nurse 3D, der in diesem Jahr beim Fantasy Film Fest zu sehen war, und der nun sein vermutlich vorwiegend männliches Publikum auf DVD und Blu-ray "beglückt", vermutlich ein potenzieller Verkaufshit – was in diesem Fall freilich recht wenig über die "Qualität" des Filmchens aussagt, der sich zu sehr auf seine schicke Optik und den Spanien-Import Paz de la Huerta verlässt.
Das All Saints Hospital in New York scheint direkt der blühenden Fantasie eines glühenden Gegners von ObamaCare entsprungen zu sein, denn bei aller Bewunderung für die Segnungen eines für alle erschwinglichen Gesundheitssystems: Von Zuständen wie dort gezeigt, sind wir leider (und gottseidank) meilenweit entfernt. Das bumsfidele Krankenhaus im Herzen der Stadt kann sich auf die Fahnen schreiben, nicht nur die "Elite" des Pflegepersonals in seinen Reihen zu wissen, die Damen sehen zudem allesamt aus wie Models und geizen nicht mir ihren Reizen – High Heels, Strapse und eine denkbar sparsam geschnittene Uniform sind hier im Pflegesatz mit inbegriffen und somit wohl eher ein Fall für Privatversicherte. Abby Russell (Paz de la Huerta) ist einer dieser Engel in Weiß, wobei schon der Beginn des Filmes klar macht, dass sie gehörig einen an just jener Spritze hat, die sie auf dem Cover der DVD noch so lasziv und hexenhaft reitet. Denn, so erfahren wir, Abigail macht in ihrer Freizeit Jagd auf untreue Ehemänner, die sie erst anlockt und verführt und dann auf direktem Wege und dank ihrer medizinischer Kenntnisse auch äußerst effizient (und blutrünstig) in die Pathologie befördert.
Dann aber tritt die junge Hilfsschwester Danni (Katrina Bowden), eine blonde Unschuld, in Abbys Leben – und damit nimmt deren Leben einen entschieden anderen Verlauf. In einer durchfeierten Nacht kommen sich die beiden Frauen näher, doch als Dannie später den Kontakt zu ihrer manchmal etwas fordernden Kollegin meidet, zeigt diese ihr wahres Gesicht und gerät aus Wut und Enttäuschung in einen wahren Blutrausch, an dessen Ende ein klassischer Showdown steht.

Schon klar, dass man an einen Film wie Nurse 3D nicht allzu hohe Maßstäbe anlegen sollte: Hier geht es weniger um eine plausibel erzählte Geschichte oder glaubwürdige Charaktere, sondern vor allem um Schauwerte – und zwar möglichst viele und möglichst attraktive. Selbst da allerdings bietet der Film neben einigen Pluspunkten ziemlich viel Schatten: Die gelackte und durchaus einnehmende Hochglanzoberfäche, die man in dieser Form bei einem B-Movie diesen Zuschnitts selten zu sehen bekommt, wird konterkariert von teilweise erbärmlichen CGI-Effekten und einem fast schon spartanischen Umgang mit 3D-Einsprengseln, die eigentlich kaum der Rede wert sind. Hinzu kommen Ausflüge in die Rumpelkammer der Vulgärpsychologie, die jedem Psychologen die Haare zu Berge stehen lassen und eine durch die Dekors umherirrende Paz de la Huerta, die stets so aussieht, als sei ihr ein Haarteil ins Gesicht gerutscht und die so klingt, als habe sie sich während der Dreharbeiten ein wenig am Medikamentenschrank zu schaffen gemacht. Wobei man ehrlicherweise auch festhalten sollte, dass sie sich ebenso wie ihre KollegInnen redlich abmüht, gegen die unübersehbaren Schwächen des so genannten Drehbuchs anzuspielen.

"Eine ziemlich kranke Schwester", so lautet der Untertitel des Films in der deutschen DVD-Version – und man ist durchaus geneigt, auch dem Drehbuchautor ohne Bedenken ein Attest auszustellen, das seine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Wer weiß, vielleicht beruht seine Idee ja auf realen Erfahrungen mit einem mörderischen Engel in Weiß, der den Autoren lobotomisiert hat. Das zumindest würde einiges von dem sexy Schmarrn erklären, den man hier serviert bekommt. Immerhin zeigt sich der Streifen in Sachen Gendergerechtigkeit ganz auf der Höhe der Zeit, was dann unterm Strich doch ziemlich erstaunt: Während das weibliche Personal entweder naiv, sexbesessen oder völlig durchgedreht ist, tendiert die Charakterzeichnung der männlichen Charaktere eindeutig in Richtung "Primaten mit Viagra-Überdosis". Einen feministischen Pulp-Porno-Splatter-Horror-Fetisch-Film mag man Nurse 3D dennoch nicht nennen - das wäre nun wirklich zuviel der Ehre.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/nurse-3d-uncut-blu-ray