L.A., I Hate You

Wenn nichts ist, wie es scheint

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Dies ist die Art Film, der es recht schnell gelingt, das Interesse des Zuschauers zu wecken. Weniger, weil die Geschichte so mitreißend ist, als vielmehr, weil es ein Konglomerat kleiner Geschichten ist, die alle durch etwas verbunden werden. Man fragt sich, wie es enden wird, wobei es wie im echten Leben ist. Nicht immer gibt es auf alles Antworten. Nur eines verbindet hier alle: Dass sie in einem Moloch leben, der ihnen langsam das Leben aussaugt.
Es sind drei Geschichten, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Erst zum Ende hin erkennt man das verbindende Element und dann gibt es gar noch einen Twist, den man so nun wirklich gar nicht erwartet hätte. Los Angeles, das ist die Stadt der großen Hoffnungen und Erwartungen. Es ist aber auch die Stadt, in der in jeder Sekunde solche Hoffnungen zerschlagen und Menschen gebrochen werden. Das muss ein hungriger Schauspieler ebenso erleben wie ein frustrierter Familienvater und ein Mann, der seine Freundin hintergeht, aber es nicht wagt, ihr das zu sagen. Als ein Produzent den jungen Schauspieler dazu überredet, für ihn einen Mord zu begehen, überschneiden sich ihrer aller Leben. In L.A. können alle Deine Träume wahr werden - wenn Du gewillt bist, den Preis dafür zu bezahlen.

Es sind drei Geschichten, die hier scheinber aneinander vorbei erzählt werden. Vinnie will seinen Onkel vom Flughafen abholen. Der kommt gerade aus dem Knast und möchte endlich mal wieder richtig was erleben. Für Vinnie ein Problem, möchte er doch seiner Wendy treu bleiben und keinen Mist bauen. Aber der Onkel hat da auch noch was mitzureden. Unterdessen zweifelt der junge Chris an einer gemeinsamen Zukunft mit seiner gelähmten Frau. Aber dann ist da ja auch noch das Haus, das sich erben lässt. Der arbeitslose Schauspieler Jake Tanner will sich gerade die Adern aufschneiden, als ihm ein Produzent eine Rolle in Aussicht stellt. Aber die kommt für einen Haken. Er muss dafür bereit sein zu töten - und zwar nicht nur sprichwörtlich.

Am Ende finden all diese Geschichten zusammen, mit einem Twist, der so jenseits dieser Welt ist, dass man sich eines What-the-Fuck-Moments nicht erwehren kann! Auf den ersten Blick wirkt das absolut abstrus. Auf den zweiten auch, aber es ist wirkungsvoll, weil es so unerwartet, so originell und so herrlich schräg ist. Hier findet sich ein Schlusspunkt für den Film, dessentwegen man L.A., I Hate You lange nicht vergessen wird.

Der Blick auf Los Angeles durch die Augen des französischen Regisseurs Yvan Gauthier ist dann auch ein weiterer Pluspunkt für den Film. Er hat die notwendige, entrückte Objektivität, um die Stadt mit all ihren Höhen und Tiefen gebührend sehen und bewerten zu können. Er findet dabei Bilder, die zeigen, wie hässlich das Leben in der Stadt der Engel sein kann. Es ist ein Ort der Hoffnungen und Träume, vor allem aber auch ein Ort, an dem sie zerschmettert werden. Vielleicht nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Hoffnungen, die enttäuscht wurden. Auch das hat sich ins Gesicht ihrer Bewohner hinein gegraben.

L.A., I Hate You ist ein faszinierend anderer Film, der es versteht, sein Publikum zu überraschen. So manches Mal glaubt man, erkannt zu haben, worum es eigentlich geht, nur um ein erneutes Aha-Erlebnis geboten zu bekommen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/l-a-i-hate-you