Don Quichotte

Viel Klamauk

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Don Quijote ist eine der Figuren der Weltliteratur - und seine Abenteuer wurden entsprechend häufig auf der Leinwand adaptiert. Die Umsetzung von Peter Yates, ein Fernsehfilm aus dem Jahr 2000 und mit John Lithgow und Bob Hoskins in den Hauptrollen, ist nun auf dem deutschen DVD-Markt erhältlich und zeigt die deutsche Fassung inklusive der einst herausgeschnitten Szenen (die allerdings nur in der englischen Originalversion, aber mit deutschen Untertiteln vorliegen).
Der gealterte Landadlige Alonso Quijano (John Lithgow) liebt Ritterromane. Er hat sie alle gelesen, kennt sie in und auswendig und hat sich mit ihnen eine eigene Welt erschaffen, in der er selbst ein ruhmreicher Ritter ist. Eines Tages beschließt er, als fahrender Ritter mit Namen Don Quijote wieder hinaus in die Welt zu galoppieren und neue Abenteuer zu suchen, immer im Dienste von Ungerechtigkeit, Armut und des Guten und zu Ehren seiner angebeteten Gebieterin Dulcinea von Toboso (Vanessa Williams), die ihm in seinen Träumen und Visionen erscheint. Mit auf seine Reise nimmt er den gutgläubigen Sancho Panza (Bob Hoskins), dem er in Aussicht stellt, Gouverneur einer Insel zu werden.

Bei ihren Abenteuern handelt es sich allerdings aber größtenteils um selbstverschuldete Missgeschicke, weil Don Quichottes Fantasie wahrlich mit ihm durchgeht: Er greift Windmühlen an im Glauben, es seien kampflustige Riesen, er befreit eine Horde gefangener Verbrecher und greift unschuldige Mönche an, weil ihm die einen wie ungerecht behandelte Ehrenmänner und die anderen wie böse Zauberer erscheinen. Zu Hause ist man beunruhigt ob der Reise des gealterten Onkels und versucht ihn, mit List und Tücke nach Hause zu holen und seine Fantasie in ihre Schranken zu weisen.

Doch Don Quichotte zieht es erneut in die Ferne. Und mittlerweile ist der "Ritter von der traurigen Gestalt" auch zu Ruhm gelangt: Man erzählt sich in allen Landesteilen von dem seltsamen Reiter in rostiger Rüstung und amüsiert sich über seine Taten. Als ein Herzogspaar davon erfährt, dass er bald in ihre Gegend kommen soll, freut es sich gar auf die Unterhaltung, die der selbsternannte Ritte verspricht - der Herzogin (Isabella Rossellini) ist ohnehin langweilig. Und so vergnügt sich die ganze Gesellschaft um den Herzog an den Geschichten von Don Quichotte und Sancho Panza.

Eines Tages begegnet Don Quichotte dem "Ritter vom silbernen Mond", der ihn zum Kampf auffordert und die Bedingung stellt: Wenn er gewinne, müsse Don Quichotte für immer seinen Abenteuern entsagen und nach Hause zurückkehren. Der "Ritter vom silbernen Mond" gewinnt, und so kehrt Don Quichotte, der seine Rüstung abgelegt hat, geschlagen nach Hause zurück. Dort angekommen, findet er - umsorgt von seiner Nichte (Amelia Warner) - endlich den Frieden mit sich selbst.

Der Film geht recht frei mit der literarischen Vorlage von Miguel de Cervantes um, wird dabei aber nur dem dramaturgischen Fluss gerecht, den ein abendfüllender Film mit einer ohnehin schon langen Spieldauer von 138 Minuten haben will, auch wenn er einen zweibändigen Klassiker der Literaturgeschichte adaptiert. Das Drehbuch ist stimmig, baut einen überzeugenden Rahmen auf, zwischendurch allerdings hat es seine Längen und macht bewusst, wie schwierig es ist, ein literarisches Vorbild dieser Größe angemessen zu verfilmen und gleichzeitig einen unterhaltsamen Film zu machen.

Rein visuell arbeitet der Film mit großen Vorbildern. Immer einmal wieder hat man da scheinbar Picassos Version vor Augen. Aber nicht nur deshalb mag der Film für Don Quijote-Liebhaber ganz spannend sein. Denn er macht selbst, was die Ritterromane, welche die Hauptfigur so verehrt, einst getan haben: Unterhalten, gerne auf die triviale Art und Weise.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/don-quichotte