Havanna Dreamers - Am Rande der Nacht

Cuba libre

Eine Filmkritik von Falk Straub

Miese Jobs, kaum zu fressen und draußen tobt der Sturm – die Lage der Protagonisten in Enrique Alvarez' Havanna Dreamers - Am Rande der Nacht spiegelt die Lage der Nation. Eine kubanische Parabel um Sex und Sozialismus.
Als die Näherin Tania (Olivia Manrufo) in ihre Wohnung in der Altstadt Havannas zurückkehrt, hat sich dort ein Liebespaar breitgemacht. Angesichts der angespannten Wohnungslage weigern sich der arbeitslose Musiker Manuel (Yasmani Guerrero) und dessen Freundin Lía (Claudia Muñiz), die in einem chinesischen Restaurant mit unmoralischen Angeboten arbeitet, jedoch zu weichen. Im Verlauf der Handlung nimmt die Spannung zwischen den Parteien zusehends erotischen Charakter an. Als schließlich auch Tania die Wohnung räumen soll, solidarisieren sich die nunmehr drei illegalen Besetzer.

Regisseur Enrique Alvarez inszeniert seinen kurzen Ausschnitt aus dem harten kubanischen Alltag als politisch-erotisches Kammerspiel. Nur einmal tritt der Zuschauer gemeinsam mit Lía nach draußen, der Rest des Films spielt in der Wohnung. Kameramann Nicolas Ordnoñez rückt den Protagonisten dicht auf den Leib, setzt die Unschärfe seiner Digitalbilder immer wieder geschickt als Stilmittel ein. In den Sexszenen entsteht dadurch zum Teil ein Sog, von dem sich das seit der Jahrtausendwende zunehmend prüder werdende Hollywood durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.

Dennoch funktioniert Alvarez' Drama nicht – zu schlecht harmonieren die Darsteller, zu angestrengt wirkt die Kritik am System, zu zäh ziehen sich die 90 Minuten. Was Alvarez sagen will, hat der Zuschauer bereits nach zehn Minuten begriffen. Danach dreht sich der Film im Kreis, gewinnt dem Thema keine neue Dimension mehr ab.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/havanna-dreamers-am-rande-der-nacht