Schwester Bonaventura

Die Uhr tickt.

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Charlotte Hastings Kriminaldrama Bonaventura wurde mehrfach verfilmt. Bevor sich Wilm ten Haaf den Stoff vornahm, hatte bereits Douglas Sirk eine Hollywoodversion der Geschichte um Nonne Maria Bonaventura gedreht, die sich als Hobbydetektivin versucht. Weitere Versionen folgten.
Eine Flutkatastrophe zwingt den britischen Polizisten Melling (Horst Tappert) mit seiner Gefangenen Sarat Carn (Claude Farell) und der weiblichen Aufpasserin Miss Pierce (Margrit Ensinger) in einem Nonnenkloster Zuflucht zu suchen. Solange die Straßen unpassierbar sind, müssen sie an dem Ort ausharren, der von der restlichen Welt abgeschnitten ist. Carn kommt gerade von ihrer Berufungsverhandlung zurück, die negativ ausgefallen ist. Jetzt soll sie wegen Mordes an ihrem Bruder hingerichtet werden. Schwester Maria Bonaventura (Hilde Krahl) nimmt die Todeskandidatin unter ihre Fittiche, weil sie sich aus Mitgefühl für die verzweifelte Frau verantwortlich sieht. Dabei kommen ihr Zweifel an der Schuld Carns, sodass sie mithilfe sanfter Befragungen und alter Zeitungsberichte über den Prozess eigene Ermittlungen anstellt.

Das dramatische Schicksal einer vom Tode bedrohten Frau, die knapp bemessene Zeit, die zur Verfügung steht, bis die Flut wieder abläuft, und der begrenzte Schauplatz, an dem sich alles abspielt. Wilm ten Haaf konnte auf einen perfekten Kammerspielstoff zurückgreifen, in dem die Emotionen zwischen Hoffnung und Vernichtung effektiv verdichtet wurden. Die menschliche Existenz pendelt seit jeher zwischen Leben und Tod. Die scheinbar weit voneinander entfernten Pole kommen sich in Schwester Bonaventura so nahe, dass sie einander fast berühren. Da nicht nur Sarat Carn, sondern auch Polizist Melling, Doktor Jeffreys (Peter Capell), Schwester Bonaventura und die übrigen Figuren während der Flut im Kloster gefangen sind, geraten sie alle in den existenziellen Kampf hinein. Niemand kann dem schicksalhaften Zwiespalt entkommen, der eine gnadenlose Kraft entfaltet.

Dieses Pfund lässt ten Haaf bei der braven Inszenierung des Stoffes zwar fast vollständig außen vor, aber er hat das Glück, dass die Thematik auch dann nicht verschwindet, wenn man sie filmisch nicht weiter vorantreibt. So lebt seine Fassung von der Qualität des zugrunde liegenden Dramas und der Qualität der Schauspieler. Die legen ihre Rollen zwar mit damals beim Theater üblicher Standorttreue – das heißt, sie bewegen sich während ihrer Dialoge oft nicht vom Fleck – und dazu passendem Sprachgestus an, aber das fällt weniger ins Gewicht, als würden sie gestenreich überziehen. Stattdessen vermitteln sie eine innere Verbundenheit mit dem Schicksal zwischen Leben und Tod, über das die Figuren gezwungenermaßen reflektieren müssen. Das Drama spielt sich in den Menschen ab, die eine zurückhaltende Ernsthaftigkeit an den Tag legen. Das gute Ensemble ist daher in der Lage, den Stoff zu tragen, auch wenn es bildsprachlich nicht unterstützt wird. Als Schauspielerfilm funktioniert Schwester Bonaventura sehr ordentlich.

Das Bild der DVD sieht leider schwach aus. Schärfe ist bei diesem Transfer, der sicher nicht einfach war, ein Fremdwort. Alle Konturen verwischen, oft bilden sich Doppel- oder auch Dreifachkonturen. Bei Bewegungen schmiert das Bild. Über der kompletten Szenerie scheint stets ein Schleier zu liegen, der den Detailreichtum nachhaltig beeinträchtigt. Mit dem Kontrast kann man leben, auch wenn der Graustufenumfang zu gering ist, als dass dunkle Bildteile entsprechend intensiv zur Geltung kommen. Immer wieder macht sich im Bild Unruhe bemerkbar. An einer Stelle läuft es sogar kurz durch.

Der 2.0-Mono-Ton hat im Laufe der Jahre wesentlich weniger als die Bildqualität gelitten. Das Hintergrundrauschen hält sich fast über die gesamte Lauflänge in Grenzen, sodass die Dialoge gut verständlich sind. Für ein paar Sekunden wird der Ton zwischenzeitlich leiser und dumpf, bis er wieder sein vorheriges Niveau erreicht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/schwester-bonaventura