Der Bulle

Requiem für einen Idioten

Eine Filmkritik von Martin Beck

Gaumont räumt weiter das Archiv auf und befördert ausgewählte Klassiker auf Blu-Ray, formidabel aufgehübscht und ausgestattet mit exzellenten Extras. Einer dieser Kandidaten ist Der Bulle, ein eher unbekannter Polizeifilm mit Jean Gabin als knurrigem Kommissar, der den Tod seines Partners rächen möchte. Und dafür undercover zwei rivalisierende Gangsterbanden anheuert, die sich schließlich gegenseitig umbringen.
Gleich am Anfang von Der Bulle passiert ein radikaler Überfall auf einen Diamantentransporter, dessen Ausrufezeichen der Rest des Films nur bedingt erwidern kann. Die erzählte Geschichte bietet kaum etwas Neues und Jean Gabin hat die hier gezeigte Figur einfach schon zu oft gespielt. Ein Polizist kurz vor dem Ruhestand, gegerbt vom Leben und dem Job, stets grummelig und stets sturköpfig, getrieben von dem unbeirrbaren Wunsch, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Sowohl das Drehbuch als auch die Charaktere von Der Bulle verharren in wenig beweglichen Klischees, die im günstigsten Fall als "klassisch" durchgehen und immerhin im gewählten Genre bestehen können. Weil eine gewisse Repetition natürlich Bestandteil des –jawohl- klassischen französischen Polizeifilms ist. Und selbst ein Jean Gabin auf Autopilot immer noch eine Präsenz zum Niederknien hat. Und Regisseur Georges Lautner, bekannt z.B. durch die Belmondo-Filme Der Profi, Der Puppenspieler und Der Windhund, einige inszenatorische Bonmots einstreut.

Der großartige Überfall zu Beginn wurde dabei schon genannt, hinzuzufügen wären dann noch das straffe, schnelle Tempo, psychedelische Nachtclub-Szenen, deren Sitar-Gezupfe einen spannenden Gegensatz zur sonst vorherrschenden Coolness setzt, und der Percussion-lastige Score von Serge Gainsbourg, der auch gleich einen Cameo-Auftritt hat und das großartige Titelstück Requiem pour un con singt. Dessen absoluter Mördergroove selbst heute noch zündet, genauso wie das ebenfalls erklingende Harley Davidson von Brigitte Bardot.

Letztendlich ist Der Bulle ein Fall für Überzeugungstäter, die entweder das Genre und/oder die beteiligten Personen verehren und dafür dann mit einer wunderbar restaurierten Fassung beglückt werden. Die den Film in einer nie zuvor erlebten Qualität erstrahlen lässt und zusätzlich noch zwei exzellente Dokus und ein Interview mit Andre Brunelin, dem Biograph von Jean Gabin, bietet. Typisch Gaumont eben, eine vorbildliche Streicheleinheit für das eigene Repertoire. Das hier gut genug erklingt und aussieht, um gerne zu vergessen, dass Der Bulle eigentlich kein filmisches Glanzlicht setzen kann.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/der-bulle