Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill

"Wenn ich meinen Humor nicht hätte, würde ich mich glatt totlachen."

Eine Filmkritik von Martin Beck

Es gibt Filme, die gibt’s eigentlich gar nicht – wie z.B. Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill; ein dilletantischer Grindhouse-Western, der im Original Brand of Shame heißt. Und natürlich weit und breit nichts mit Django zu tun hat.
Als Erwin C. Dietrich Ende der sechziger Jahre Brand of Shame an Land zog, erkannte er anscheinend die mindere Qualität des Films, der zudem noch von der MPAA stark geschnitten wurde, und begab sich daraufhin auf die einzig mögliche Mission: einer zum Platzen prallen Aufhübschung mit nachgedrehten Szenen und radebrechender Blödelsynchro.

Was erhalten blieb, war lediglich das grobe Handlungsgerüst um eine naive Lehrerin, die in dem Örtchen Porno Hill nach einer geerbten Goldmine sucht und dabei allerlei lüsternes Gesindel trifft, doch ansonsten regierte Kahlschlag. Der den laschen Low Budget-Käse als Django-Film deklarierte. Und die talentfreie Inszenierung von Regisseur Byron Mabe als völlig freidrehende Kalauerbühne auffasste.

In einer schier endlosen Szene z.B. latscht der Held (John Eversteiff – ja, wirklich...) mit der Heldin (Donna West) durch die Wüste, von links oben nach rechts unten, und rhabarbert dabei ohne Punkt und Komma. Aber eben nur auf Deutsch. Wohingegen die englische Tonspur völlig stumm bleibt, obwohl sie doch allzu dringend das rückübersetzte Pendant des grandiosen deutschen Finalsatzes vertragen könnte: "Hier ist mal eine Schlange entlanggegangen."

Zuständig für die Synchro von Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill war die Berliner Synchron, die nicht nur namhafte Sprecher besetzte (wie z.B. Joachim Kemmer, Edith Hancke oder Gerd Duwner), sondern auch ein dadaistisches Mahnmal deutscher Labersülze vor Augen hatte. Das sogar noch Rainer Brandt übertrifft und in seiner kondensierten Radebrecherei wie Fips Asmussen auf Crack wirkt. "Und, Django, hast du sie alle gemacht?" – "Nein. Sie waren maskiert und ich wusste nicht, wo ich hinschießen sollte."

Oder, auch nicht schlecht: "Achtung Django, hinter dir! Ein Kaktus!" Ein Liebespärchen namens Bumsi und Bumso. Die Heldin hört auf Lillymilly Quark. Und dann immer wieder eben auch neue Szenen, in denen Leute das Westerngeschehen aus der Ferne beobachten und dabei auf sattem Grün sitzen. Was aber irgendwann völlig egal ist. Weil hier einfach alles geht. Und das auch einschließt, dass besonders scharfe Szenen einfach überpiepst oder mit einem Schwarzbild ausgeblendet werden.

Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill ist das perfekte Beispiel für die Macht der Synchronisation. Aus fadem Westernschrott wird hier eine komödiantische Perle, die dem Ausgangsmaterial offensiv eine Spritzblume anheftet und deswegen seit Jahren einen geradezu legendären Ruf genießt – auch weil der Film bisher nicht auf DVD erhältlich war. Was sich jetzt aber ändert, und zwar sogar ab 16 und in einer verlängerten Fassung. Die neben der Synchro und dem O-Ton auch noch einen herrlichen Audiokommentar von Christian Kessler und Heinz Klett ertönen lässt.

Was soll man sagen: Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill ist unglaublicher Schrott. Bei diesem Film darf das als Kompliment verstanden werden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/django-nudo-und-die-luesternen-maedchen-von-porno-hill