Sündige Versuchung

Sie ist nicht mehr Mamas kleines Mädchen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Im Fahrwasser von Emmanuelle kam man allüberall auf den Geschmack von Erotikfilmen. In praktisch jedem Land gab es findige Produzenten, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. In Deutschland schickte man Vanessa an den Start, in England Emily, in Australien Felicity. Für die DVD-Veröffentlichung nutzt man nun den damaligen Untertitel: Sündige Versuchung.
Felicity ist Klosterschülerin, die erste sexuelle Erfahrungen mit Kameradinnen sammelt, aber sich eigentlich nach einem erfahrenen Mann sehnt, der sie in die Liebe einführt. Als sie nach Hong Kong kommt, geht ihr Wunsch in Erfüllung. Sie erlebt ihr erstes Mal und lässt sich von der so exotischen wie schönen Me Ling verführen.

Sündige Versuchung ist Teil der so genannten Ozploitation. In den 70er Jahren änderte sich das australische Kino. Nach Jahren des Siechtums erlebte es neue Impulse, im Mainstream, vor allem aber auch in Sachen Exploitation. Neben Genre-Filmen waren es besonders auch erotische Produktionen, die im In- und Ausland erfolgreich waren. Eine solche Produktion ist der 1978 entstandene Sündige Versuchung, der nach dem Emmanuelle-Muster gestrickt ist, mit schwülstigem Voice-Over der Protagonistin daherkommt und mit Hong Kong als exotischer Örtlichkeit für zusätzliche Würze sorgt. Mit Szenen wie jener im Massagesalon zitiert er das große Vorbild sogar direkt.

Nichts an diesem Film ist in irgendeiner Weise neu oder gar überraschend. Er bleibt den von Just Jaeckin etablierten Genre-Mustern hörig. Allenfalls die literarische Ader des Films hebt ihn ein wenig von ähnlich gestalteten Produktionen ab, denn die Hauptfigur ist außergewöhnlich belesen, was erotische Literatur betrifft, die im Verlauf der etwas nervigen Liebesgeschichte Erwähnung findet. Zugutehalten muss man dem Film, dass er es schafft, trotz einer Vielzahl von erotischen Sequenzen eine gewisse Würde zu behalten. Was Sleaze hätte sein können, präsentiert sich als gediegener Erotikfilm, dessen Geschichte zwar wenig erquicklich ist, dessen Schauwerte ihn aber auch heute noch gefällig sein lassen.

Die DVD von Donaufilm beinhaltet den Film in der ungekürzten Fassung, wodurch einige Sequenzen im Original mit Untertiteln enthalten sind. Zumeist handelt es sich um Dialogsequenzen, die dem damaligen Verleiher wohl als zu langweilig erschienen. Das Bild ist recht weich, ist aber ein Stilmittel des Films. Der Ton klingt etwas dumpf, als Bonus gibt es den Trailer, eine Bildergalerie und die deutsche Kinofassung für all jene, die den Sprachenmix einer ungekürzten Fassung nicht mögen.


Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/suendige-versuchung