Einsam sind die Tapferen - Masterpieces of Cinema

Der unbändige Wille nach Freiheit

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Für Kirk Douglas ist Einsam sind die Tapferen der beste Film, den er je gemacht hat. Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Sein Sohn teilt sie, Steven Spielberg schätzt ihn, selbst Independent-Filmer Alex Cox feierte ihn 2012 in einem Essay in der New York Times, in dem er sagte, es gäbe "keinen größeren Western, auf jeden Fall keinen tragischeren". Ein klassischer Western ist Einsam sind die Tapferen dabei nicht. Er ist eines der seltenen Beispiele eines modernen Westerns.
Jack Burns (Kirk Douglas) führt ein unabängiges Dasein als Cowboy, der sich der modernen Welt verweigert. Als er hört, dass sein alter Freund Paul Bondi (Michael Kane) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, weil er illegalen Immigranten geholfen hat, sorgt er dafür, dass er ins selbe Gefängnis eingesperrt wird. Jack möchte mit Paul fliehen, doch dieser lehnt ab – er möchte nicht auf der Flucht leben, sondern zu seiner Frau zurückkehren. Daraufhin flieht Jack alleine. Mit seinem treuen Pferd Whisky macht er sich auf in Richtung Mexiko, während die Polizei ihn verfolgt.

Einsam sind die Tapfern basiert auf einem Roman von Ed Abbey, der in seinen Arbeiten den Verlust des Westens beklagte, sowohl buchstäblich als auch metaphorisch. In der Romanvorlage zum Film befasst er sich mit dem Verlust von Freiheit und Individualität, wie er im Western durch den Cowboy repräsentiert wird. Das findet sich auch in der bemerkenswerten Verfilmung wieder, die weit vielschichtiger ist, als es das Genre normalerweise ermöglicht. David Millers Film ist ein Abgesang auf den Geist der Freiheit, er stellt staatliche und gesellschaftliche Repression gegen Freigeist – ein Konflikt, der sich nicht lösen lässt. Nicht, weil Jack Burns ein Missionar wäre, der anderen seinen Lebensstil antragen würde, sondern weil seine Umgebung nicht erträgt, durch seine bloße Existenz auf die eigene Kompromissbereitschaft aufmerksam gemacht zu werden. Er lebt die Form von Freiheit, die der moderne Mensch gerne hätte, der aber durch das Korsett der so genannten Zivilisation die Luft zum Atmen abgeschnürt wird.

Kirk Douglas ist exzellent – über weite Strecken agiert er alleine, nur mit seinem Pferd als Begleiter. In einer der schönsten Szenen dieses an Highlights reichen Films erkennt Douglas‘ Figur, dass er den Bergkamm überwinden könnte, wenn er sein Pferd zurücklassen würde, doch das kann er nicht. Einsam sind die Tapferen – im Grunde die Blaupause für den ersten Rambo – ist der traurige Abgesang auf den alten Westen und die Werte, die er, natürlich gänzlich romantisierend, verkörpert hat.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/einsam-sind-die-tapferen-masterpieces-of-cinema