Elevator

Steckengeblieben

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Wenn die Türen eines Lifts sich schließen, dann ist eines nie ganz gewiss: Werden sie sich auch wieder so leicht öffnen? Im Regelfall ist die Frage positiv zu beantworten. In Thrillern sieht die Sache schon anders aus. Die Enge eines Fahrstuhls hat Filmemacher schon immer fasziniert, sie aber auch vor Herausforderungen gestellt, die wahrlich nicht jeder lösen kann.
Neun Menschen sind in einem Fahrstuhl eingeschlossen. Hilfe scheint auf dem Weg zu sein, aber sicher kann sich niemand sein, da über die Gegensprechanlage keine Reaktion mehr stattfindet. Die Lage wird brenzlig, als eine Frau stirbt, mit ihrem letzten Atem aber noch verkündet, dass sie eine Bombe am Leib trägt…

Was folgt, sind die Bemühungen, aus dem Fahrstuhl herauszukommen – oder zumindest die Bombe loszuwerden. Das artet in eine reichlich abstruse Sequenz aus, in der gestandene Männer versuchen, einen Körper zu "brechen". Dabei ist das noch nicht die Speerspitze in Sachen hanebüchener Narrative. Elevator erlaubt sich noch einige andere Absonderlichkeiten, die gewaltig an der Glaubwürdigkeit kratzen. Man könnte den Film Stück für Stück auseinandernehmen, da die Figuren sich häufig so verhalten, wie es ihr Naturell – soweit man das bei diesen Reißbrettfiguren überhaupt sagen kann – eben nicht vorgibt.

Im ersten Drittel macht Elevator fast alles richtig. Die Einführung der Figuren, obwohl im Grunde allesamt klischiert, funktioniert, und die zu Tage tretenden Konflikte werden auch sogleich angedeutet. Der erste Dämpfer in der Erzählung ist der Auslöser, warum der Lift überhaupt stecken bleibt. Eine glaubwürdigere Erklärung wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Mit der Bombe an Bord, die die Situation schnell eskalieren lassen soll, entgleist der Film aber ohnehin mit jeder vergehenden Minute mehr. Die mit dieser Bedrohung, die von einer im Lift anwesenden Reporterin live über den Äther geschickt wird, einhergehende Intensivierung der Konflikte leidet vor allem darunter, dass das alles nicht mitreißend genug ist, um den Zuschauer davon abzulenken, sich Fragen zu stellen. Fragen darüber, warum dieses oder jenes nicht geschieht, obwohl es das normalste Vorgehen der Welt wäre. Stattdessen implodiert die Geschichte, weil das Drehbuch auf äußere Faktoren setzt, wo es auch weit simpler, aber effektiver gegangen wäre – so wie es Carl Schenkels Abwärts schon vor knapp 30 Jahren unter Beweis stellte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/elevator