Tödliches Spiel - Would You Rather?

Was würdest Du tun?

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Iris ist verzweifelt, da ihr schwer kranker Bruder eine Knochenmarkspende benötigt. Sie lernt den reichen Shepard Lambrick kennen, der ihr anbietet, zu helfen. Allerdings muss sie dafür einen Wettbewerb gewinnen. Iris findet sich in Lambricks Anwesen ein, zusammen mit anderen Teilnehmern, die allesamt dringend Geld benötigen. Doch keiner von ihnen hat geahnt, worauf er sich einlässt. Lambrick spielt ein sadistisches Spiel mit den Teilnehmern: Würdest Du lieber? An sich ein harmloses Kinderspiel, aber hier müssen die Spieler entscheiden, was sie lieber wollen. Pest oder Cholera, sich selbst oder andere verletzen, andere foltern oder draufgehen?
Man könnte sich daran aufhängen, dass weder die Motivation der Täter noch die der Spieler wirklich klar wird, abgesehen von Iris. Sie ist im Endeffekt die einzige Figur in diesem Spiel, die Charakterisierung erhält, während der Rest als Kanonenfutter dienen muss. Aber: Der praktisch nur in einem Raum spielende Film funktioniert. Weil die Schauspieler in ihren Rollen gut genug sind, um Empathie zu wecken. Und weil es der Film versteht, den Zuschauer ins Spiel zu ziehen. Man fragt sich unwillkürlich selbst, was man tun würde. Aber damit nicht genug, funktioniert Tödliches Spiel auch als Diskurs darüber, wozu Menschen fähig sind.

Das hat einen Hauch von Saw, ohne sich aber in dessen blutrünstigen Exzessen zu ergehen. Stattdessen wird exemplarisch vorgeführt, wie Menschen in Zwangssituationen reagieren, aber auch agieren können. Ein paar der Überlebenden proben an einem Punkt der Geschichte den Ausbruch, die diesbezügliche Umsetzung ist aber enttäuschend. Denn mehr als einmal hat man das Gefühl, dass bei einem entschlossenen Angriff die Spielbetreiber trotz waffentechnischer Überlegenheit leicht zu überwinden wären. Auch in anderer Hinsicht muss sich der Film vorwerfen lassen, nicht konsequent der Logik zu folgen. So gibt es einige Teilbereiche des Spiels, die mit immensen Schmerzen und dem fast sicheren Tod enden, kein einziger Teilnehmer entscheidet sich jedoch, das Spiel zu verweigern, was mit einer Kugel im Kopf enden würde. Das wäre angesichts dessen, was ansonsten passiert, ein schnelles, fast schmerzloses Ende.

Hier zeigen sich auch die relative Unerfahrenheit von Autor und Regisseur, aber die Stärke der Geschichte macht die teilweise auftretenden Schwächen mehr als wett. Tödliches Spiel ist durchgehend spannend, überzeugt aber vor allem, weil es ihm gelingt, nicht nur den Protagonisten, sondern auch dem Zuschauer ein Spiel aufzuzwingen, das mit seiner psychologischen Brisanz in den Bann zieht. Sind Filme dieser Couleur gut gemacht, dann stellen sie auch klar die Frage, wie der Rezipient sich verhalten würde. Die Antwort darauf – die sich nur im Kopf des Zuschauers abspielt – ist im Grunde noch spannender als der Film selbst.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/toedliches-spiel-would-you-rather