Bis zum letzten Atemzug

Ein pessimistischer Western

Eine Filmkritik von Marie Anderson

New Mexico im Jahre 1867: Als die Apachen das strategisch wichtige Fort Invincible angreifen, gelingt es dem zur Hilfe eilenden Captain Lance (Gregory Peck) mit seiner Einheit, deren Häuptling Tucsos (Michael Ansara) als Gefangenen mit in das Fort unter dem Kommando Captain Evershams (Hugh Sanders) zu bringen, mit dessen Tochter Cathy (Barbara Payton) ihn eine innige Zuneigung verbindet. Doch auf Grund des nun zu erwartenden bedrohlichen Befreiungsüberfalls der Apachen ordnet Captain Eversham an, den Gefangenen in einem besser besetzten Stützpunkt unterzubringen. Allerdings betraut er mit dieser gefährlichen, im Grunde aussichtslosen Mission, die den Apachen nicht entgehen wird, nicht den sich bereits dafür rüstenden Captain Lance, sondern dessen guten Freund Lieutenant Holloway (Gig Young), der ebenfalls für die hübsche Cathy schwärmt.
Als der Gefangenentransport dann tatsächlich von den Apachen überwältigt und Holloway getötet wird, wendet sich die Stimmung der Soldaten im Fort anklagend und böswillig gegen Lance, und selbst Cathy sich von ihm ab. Zu stolz, um aufzuklären, dass diese Entscheidung ein Befehl Evershams war, begibt sich Lance bald darauf mit speziell dafür von ihm ausgewählten, unwilligen Männern zum verlassenen Fort Invincible, um dort den schmalen Durchgang gegen die Apachen zu verteidigen, deren erneuter Angriff nur eine Frage der Zeit ist, und die angeforderte Verstärkung lässt noch ein paar Tage auf sich warten. Mit nur geringem Wasservorrat auf engem Raum in Erwartung ihrer übermächtigen Feinde lassen die Soldaten den Captain ihre Abneigung nur allzu deutlich spüren, die sich bis hin zu offenen und hinterhältigen Mordabsichten auswächst, von denen sich Lance jedoch kaum aus der Ruhe vor dem Sturm bringen lässt ...

Trotz der schlichten und unspektaklären Inszenierung in Schwarzweiß, der unsagbar infantilistischen Darstellung der American Natives, die lediglich bedeutungsarm als Feind der Stunde fungieren, der kleinen dramaturgischen Holprigkeiten sowie der Bemerkungen von Regisseur Gordon Douglas und Hauptdarsteller Gregory Peck, dass dieser Film sicherlich zu den schwächeren Werken ihrer Laufbahn zählt: Bis zum letzten Atemzug aus dem Jahre 1951, der sich ganz auf die Stimmungen und Interaktionen einer Gruppe illustrer Kavallerie-Charaktere konzentriert, die komplex konturiert werden, bietet spannende, anspruchsvolle Unterhaltung in der düsteren, schwelenden Atmosphäre eines ironisierenden Pessimismus, der das gängige Klischee einer tapferen, loyalen Truppe ad absurdum führt – bis zum Ende, das gar nicht bitter, sondern kontrastiv und heiter ausfällt. Der hehre Held dieses ungewöhnlichen Westerns, der zu Unrecht von allen Seiten attackiert wird, kann seine abwegigen Konsorten mit kühlem Kopf und konsequenter Contenance dazu motivieren, auch auf vermeintlich verlorenem Posten noch einmal alles zu geben, um der Bedrohung durch die feindliche Übermacht angemessen zu begegnen, was zwar zunächst nur bedingt gelingt, aber letztlich doch ausreicht, um die erwartete Katastrophe zu verhindern. Kategorisch cool agiert der wunderbare Schauspieler Gregory Peck (1916-2003), dem die Rolle des elegant-eigensinnigen Einzelkämpfers geradezu ins hier äußerst selten bewegte Gesicht geschrieben ist.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/bis-zum-letzten-atemzug