The Darkest Day - Story of a Tragedy

Was vom Morden übrigbleibt

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Wenn ein Schüler seine Mitschüler tötet, dann ist das nicht nur eine Tragödie, sondern auch eine Tat, die man nicht verstehen kann. Seit diese Schreckenstaten sich mehren, versucht man auch mit filmischer Umsetzung der Frage nach dem Warum auf den Grund zu gehen. Eine befriedigende Antwort kann es jedoch nie geben. The Darkest Day - Story of a Tragedy will sie auch gar nicht geben, er interessiert sich mehr dafür, wie sich das Leben der Überlebenden verändert – aus nachvollziehbarem Grund. Autor und Regisseur Andrew Robinson ist einer der Überlebenden des Columbine-Massakers.
An einer amerikanischen High School findet ein Amoklauf statt. Ein einzelner Täter beginnt, wahllos auf Schüler und Lehrer zu schießen. Panik bricht aus. Manche verstecken sich, andere laufen davon. Sean gelingt es zu fliehen, doch dabei verliert er seine Freundin April aus den Augen. Sie wird eines der Opfer des Killers. Ein anderer Junge hat mit seiner Feigheit zu kämpfen, wird aber von den Medien als Held gefeiert. Überleben ist manchmal schwerer als sterben.

The Darkest Day ist keine minutiöse Aufarbeitung von Columbine. Robinson hat jedoch seine eigenen Erfahrungen verarbeitet. Er interessiert sich weniger für den Grund, warum ein Amokläufer tut, was er tut. Darum ist das Massaker nach einer guten halben Stunde auch vorbei. Was danach kommt, ist das, was in anderen Werken wie Gus van Sants Elephant oder Uwe Bolls Heart of America ausgespart wird. Die Betrachtung, wie Menschen nach einem solch traumatischen Erlebnis weiterleben.

Robinson gelingt es sehr gut, die Panik, die sich in einer solchen Situation ausbreitet, einzufangen. Er bleibt mit der Handkamera nah am Geschehen, so dass man als Zuschauer das Gefühl hat, neben den Protagonisten zu stehen. Auch nach Ende des Massakers bleibt dieser dokumentarische Ansatz erhalten, der dazu beiträgt, den Film so authentisch wirken zu lassen. Ihm gelingt etwas, das nur selten in diesem Medium zu sehen ist: Er macht das betäubende Gefühl eines Schocks, der alle Ratio überlagert, erfühlbar und verständlich.

The Darkest Day ist von einer unendlichen Traurigkeit getragen. Das ist umso bemerkenswerter, weil eine der Hauptfiguren, die tote April, für den Zuschauer relativ ungreifbar bleibt. Die Rückblicke reichen nicht aus, um eine echte emotionale Verbindung aufzubauen. Sie ist uns so fremd wie es die Opfer realer Amokläufe in der Regel sind. Aber auch das ist eine Stärke des Films, der versucht, etwas Unbegreifliches begreifbar zu machen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-darkest-day-story-of-a-tragedy