Die Rückkehr des Dracula

"Du wirst in mir wiedergeboren"

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Als Die Rückkehr des Dracula im Jahre 1958 in den USA debütierte, da war er auch fast sofort wieder vergessen. Denn der kleine Schwarzweißfilm ging angesichts der britischen Konkurrenz, Hammers Dracula mit Christopher Lee in der Titelrolle, gänzlich unter. Er verfiel der Obskurität und schaffte es erst im Zuge einer DVD-Auswertung auch nach Deutschland.
Jäger sind hinter Dracula her, weswegen er seine Heimat verlässt. In einem Zug trifft er auf den osteuropäischen Maler Bellac Gordal, den er tötet und dessen Identität er annimmt. Bellac war auf dem Weg zu entfernten Verwandten in Kalifornien, den Mayberrys. Dort nistet sich nun Dracula ein, den sofort jeder als Bellac akzeptiert. Die merkwürdigen Eigenheiten des Mannes fallen anfangs nicht weiter ins Gewicht, doch dann stirbt eine Freundin der Familie unter mysteriösen Umständen und Tochter Rachel hegt den Verdacht, dass etwas mit dem Cousin aus Europa nicht stimmt.

Die Rückkehr des Dracula ist ein erstaunlich dicht erzählter Film, der auch mehr als 50 Jahre nach seiner Entstehung noch überzeugend ist. Das mag auch daran liegen, dass sich der Film stark an Alfred Hitchcocks Im Schatten des Zweifels orientiert und eine Art Vampir-Version davon abliefert. Natürlich ist Regisseur Paul Landres, der auch den atmosphärischen Immer bei Anbruch der Nacht inszenierte, kein Hitchcock. Er erweist sich jedoch als fähiger Routinier, der angesichts der Dreh- und Budgetzwänge einen kleinen, packenden Gruselfilm erschaffen hat. Dabei verzichtet er auf ein paar der typischen Merkmale eines Vampirfilms. Gebleckte Zähne sucht man hier vergebens, Blut beinahe ebenso. Nur in einer sehr effektiven Einstellung, in der ein Vampir gepfählt wird, gibt es plötzlich einen kurzen farbigen Einschub, in dem das sprudelnde Blut zu sehen ist.

In der Hauptrolle agiert Francis Lederer, der nur unwillig die Rolle spielte, da die Produktion seiner Meinung nach zu hektisch angegangen wurde. Das ändert nichts an der großen Darstellung. Lederer spielt Dracula als einen charmanten, gewandten, faszinierenden Mann, der nicht nur die Familie Mayberry, sondern auch den Zuschauer in seinen Bann zieht. Untermalt wird das Ganze von mitreißender, pompöser Musik, komponiert von Gerald Fried, der auch den gregorianischen Hymnus "Dies Irae" in seinem Score verarbeitet hat.

Die Rückkehr des Dracula ist ein effektiver Gruselfilm der 50er Jahre, der dank flotter Inszenierung, knackigen Dialogen und tollen Schauspielern von zeitloser Schönheit ist. Für die Zeit seiner Entstehung gibt sich der Film zudem recht gewagt, weist er doch religiöse Untertöne auf, die hartgesottenen Christen missfallen dürften. Paul Landres‘ Werk ist eine interessante Variation der Dracula-Geschichte und perfekt, um mit Immer bei Anbruch der Nacht als Double-Feature genossen zu werden – immerhin taucht in beiden Filmen die Figur Dr. Paul Beecher auf. Zufall? Vielleicht, aber ein interessanter.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-ruckkehr-des-dracula