The First Time

Nervös ist normal

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Cover und Titel sind verräterisch. Man könnte meinen, eine Teenie-Rom-Com dutzendfachen Zuschnitts würde einen erwarten. Aber The First Time ist gänzlich anders. Was Jon Kasdan, der Sohn von Lawrence Kasdan, hier geschrieben und inszeniert hat, ist ein auf Authentizität setzender Film, bei dem die Figuren nicht cool, sondern natürlich sind. Es sind die kleinen Dinge, die realen Dialogen nachempfundenen Aussetzer, die unbeholfene Art, aber auch die grenzenlose Nervosität, die den Film so ansprechend werden lassen.
Dave und Aubrey lernen sich auf einer Party kennen. Oder besser: Abseits der Party in einer Nebenstraße. Er jammert, weil die Frau seiner Träume ihn nicht erhört, sie hat einen Freund, der sie nicht versteht. Dave und Aubrey wiederum verstehen sich hervorragend. Zwischen ihnen herrscht die perfekte Chemie, sie unterhalten sich und kommen sich über dieses lange Gespräch näher. Aber was geschieht dann?

The First Time ist keine platte Komödie, er ist nicht mal besonders witzig. Das bisschen Humor, das er besitzt, bezieht er aus der Situation heraus – und das auch nur, weil man sie so leicht nachempfinden kann. Dieser Coming-of-Sex-Age-Film verweigert sich üblichen Konventionen. Die ersten 22 Minuten bestehen praktisch nur aus einem lang gezogenen Gespräch der beiden Protagonisten, die sich damit nicht nur gegenseitig kennen lernen, sondern auch dem Zuschauer vorstellen. Was folgt, sind nicht nur Irrungen und Wirrungen im Beziehungsdurcheinander, sondern vor allem auch grenzenlose Mengen von Nervosität – eben alles, was dazu gehört, wenn man sich verknallt und dem anderen näher kommen will.

In Filmen wird so etwas in der Regel cool dargestellt oder zumindest stark romantisierend verklärt. Nicht so in The First Time. Wo ein anderer Film das erste Mal trotz aller Unbeholfenheit als großes Ereignis darstellt, wählt Kasdan den ehrlichen Weg. Es mag ein erstes Mal sein, das man nicht vergisst, wie im Film ist es für Dave und Aubrey aber nicht. Gerade das erschüttert sie, weil sie wie ein jeder von uns durch Geschichten sozialisiert wurden. Wir haben eine Vorstellung davon, wie die Dinge ablaufen, wie man sich kennen lernt, wie man zusammenkommt, wie man das erste Mal miteinander verbringt, wie man eine Beziehung führt, aber die Realität führt all diese Vorstellungen ad absurdum. Nichts ist so, wie man es aus den Filmen kennt. Dem trägt The First Time Rechnung. Und gerade darum ist Kasdans zweite Regiearbeit auch so einschmeichelnd schön.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-first-time