Guns and Girls

Elvis Has Left the Building

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Man fragt sich, was Gary Oldman in einem B-Film mit Christian Slater in der Hauptrolle eigentlich zu suchen hat. Es macht ein wenig stutzig, ob Guns and Girls auch nur im Mindesten sehenswert ist. Nach Sichtung ist man überrascht: Das waren 90 amüsante Minuten. Nur eines bleibt auch mit Beginn des Abspanns noch unklar: Wie hat man Gary Oldman für diesen Film begeistern können?
John Smith (Christian Slater) tritt als Elvis-Imitator in einem Spielcasino der Indianer auf. In derselben Nacht wird eine wertvolle Kriegsmaske der Apachen gestohlen. Jeder glaubt, dass John sie hat: der Häuptling, die anderen Elvisse, die Sheriffs, der Indianer, der Rancher. Sie alle sind hinter John her, denn die Maske ist bares Geld wert.

Vielleicht gefiel es Oldman, als Elvis-Imitator zu agieren. Möglicherweise mochte er auch nur das Skript, das sich selbst nicht ernst nimmt. Autor und Regisseur Michael Winnick wollte offensichtlich einen knackigen B-Film erschaffen, der mit Klischees spielt, diese selbst nutzt, dann aber auf den Kopf stellt und in seiner Gesamtheit richtig frisch wirkt. Sowohl die Geschichte als auch die Figuren sind klischiert. Das Tolle daran ist jedoch, dass es den Figuren bewusst ist. So etwa Asia-Elvis, der allen Asiaten-Klischees den Wind aus den Segeln nimmt, nur um sie dann zu bestätigen, oder der rechten Hand des Häuptlings, die eigentlich kein Indianer ist.

Guns and Girls kann mit seinen Figuren überraschen, weist aber auch in der Erzählführung den Willen auf, unkonventionelle Wege zu gehen. Dabei jongliert das Skript mit einem riesenhaften Ensemble. Naturgemäß können die Figuren nicht besonders stark ausgearbeitet sein. Eine durch die Bank namhafte Besetzung hilft jedoch, sie zu definieren, wobei der so mancher gegen seinen Typ spielt (Sam Trammell aus der HBO-Serie True Blood als Sheriff), während andere das eigene Image bedienen (Powers Boothe aus der Western-Serie Deadwood).

Der Actionkomödie ist natürlich inhärent, dass man sich an die Erzählweise von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez heranhängt, aber Guns and Girls wirkt dennoch nicht wie ein billiges Rip-off, sondern eher wie eine Verbeugung vor den genannten Filmemachern. Der Titel ist Programm, Tiefgang wird weder versprochen, noch wird er erwartet. Was man erwartet, wird jedoch massiv geliefert: Ein wilder, überdrehter Filmritt mit reichlich Indianern, Cowboys, Elvissen, heißen Blondinen und einem Christian Slater, der zur Abwechslung mal richtig Spaß bei der Arbeit gehabt haben dürfte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/guns-and-girls