Citadel - Wo das Böse wohnt

Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Es ist eine Zeit des Verfalls, der Untergang einer ganzen Nachbarschaft, der Citadel so schmerzhaft macht. Autor und Regisseur Ciaran Foy hat eine Mixtur aus Drama und Horrorfilm erschaffen, deren melancholisches Gefühl noch lange nachhallt, wenn der Abspann schon gelaufen ist.
Tommy lebt mit seiner Frau Joanne in einem heruntergekommenen Hochhauskomplex. Eines Tages wird Joanne von vermummten Jugendlichen angegriffen und fast umgebracht. Sie liegt im Koma, ihr Baby kann jedoch gerettet werden. Tommy leidet nach diesem Erlebnis an Agoraphobie. Er traut sich nicht mehr aus dem Haus, aber sicher ist er auch dort nicht. Er strahlt Furcht aus – und die vermummten Jugendlichen reagieren auf diese Angst.

Die Szenen echten Dramas und intensiven Horrors vermengen sich nicht gänzlich reibungslos miteinander. Der Film verändert sich zur Halbzeit. Denkt man zuerst, dass man in erster Linie ein in seiner Einsamkeit und Ödnis fast deprimierendes Drama zu sehen bekommt, sind die Horrorsequenzen derart spannend, dass man sich der Sogwirkung des Grauens nicht entziehen kann. Es hilft, dass die Geschichte in einer extrem desolaten Nachbarschaft stattfindet, die heruntergekommen und verlassen erscheint. Wer hier lebt, ist von der normalen Welt isoliert, von der Gesellschaft zurückgelassen. Der Film wächst hier über die Begrenzungen des Horror-Genres hinaus. Er ist ein Kommentar auf den Zerfall der Gesellschaft, der immer schneller vonstattengeht. Den wenigen Gewinnern steht ein Heer von Verlierern gegenüber. Wenn man es auf die Spitze treibt, dann manifestiert sich der Zusammenbruch nicht nur in maroden Häusern, sondern auch in den Menschen, die darin leben.

Citadel lebt von seiner sinisteren Stimmung. Sowohl die Bilder, als auch die Musik sorgen für ein konstantes Gefühl der Anspannung. Man fühlt sich so verloren und verfolgt wie die Hauptfigur. Der Film strahlt eine unglaubliche Verzweiflung aus, er ist in dieser Beziehung keine leicht goutierbare Unterhaltung. So gut wie nie tritt er hinaus ins Licht. Stattdessen präsentiert er eine Welt der Grautöne, in der Freude und Glück nicht länger präsent sind. Ein jeder ist allein, Hilfe gibt es nicht. Furcht ist allumfassend, sie erdrückt die Wenigen, die in dieser Hölle noch leben.

Ciaran Foys Film ist weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber er ist ein beeindruckendes Debüt, das es versteht, die psychologische Komplexität einer Angsterkrankung mit soziokulturellem Kommentar zu verbinden und das Ganze nicht nur emotional packend, sondern auch mordsmäßig spannend zu gestalten.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/citadel-wo-das-boese-wohnt