The Pact

Bund des Bösen

Eine Filmkritik von Lida Bach

Etwas Grauenvolles liegt in der Vergangenheit. Es liegt begraben in Annies schmerzlichen Erinnerungen an die Jahre mit ihrer Mutter, verborgen in den Ecken des alten Hauses, in dem die junge Frau (Caity Lotz) und ihre Schwester Nicole (Agnes Bruckner) aufwuchsen und es liegt auf der Lauer – bereit in alter Bösartigkeit hervorzubrechen, sobald sich ihm eine Tür auftut. Für Nicole ist es die Tür zu dem mysteriösen Raum, den sie im Haus der kürzlich verstorbenen Mutter findet. Die Dunkelheit in dem unheimlichen Zimmer öffnet sich ihr in einer stummen Einladung und Nicole nimmt sie an. Ihrem Beispiel folgen die Zuschauer von Nicholas McCarthys Geisterhorror The Pact.
Nicoles Cousine Liz (Kathleen Rose Perkins), die auf deren kleine Tochter Eva (Dakota Bright) aufpasst, ist die letzte, die sie zuvor bei einem Telefonat via Skype beider sieht. Doch Eva sieht noch mehr: einen mysteriösen Schemen hinter ihrer Mutter, die auf der Suche nach besserem Empfang durch die Zimmer wandert. Dann bricht der Empfang ab und die rätselhafte Tür steht vor Nicole offen. Die fesselnde Eingangssequenz wird zugleich symbolisch, indem sie den Kontakt mit dem Dunklen als bewussten Schritt zeigt und dazu sowohl die Filmfiguren als auch das Publikum auffordert. Am Anfang der Handlung stehen zwei psychologische Gegensätze: das quälende Überdauern des Verdrängten und die Weigerung, sich ihm zu stellen. Diese Weigerung kommt besonders von Annie, die es ablehnt, zur Beerdigung der Mutter zu kommen und ihre ältere Schwester Nicole allein im früheren Zuhause lässt. Annies Mutter ist tot, nicht jedoch die Erinnerung an ihre Grausamkeiten gegenüber Annie und Nicole. Letztere wird von der Geschichte als die pragmatischere der Schwestern etabliert. Dass selbst sie angesichts des verleugneten Bösen ohnmächtig ist, betont zusätzlich dessen unheimliche Macht.

In dem Augenblick, als Nicole den Kontakt zur Vergangenheit gefunden hat, verliert sie den Kontakt zur Gegenwart, den die Onlineverbindung darstellt. Dass dieser Kontaktverlust unumkehrbar ist, beweist Nicoles Handy, das Annie auf der Suche nach ihr im Elternhaus findet. Ein Schlüssel, den eine unsichtbare Hand neben einem alten Foto für sie bereit gelegt zu haben scheint, ist ein weiterer Hinweis, dass sie einen Zugang zum eigenen Familienerbe finden und sich unterdrücktem Kindheitswissen öffnen muss.

Was es mit dem titelgebenden Pakt auf sich hat, wird nur angedeutet, doch der Plot streut genügend Hinweise, um den Zuschauer seine eigenen, bedrückenden Schlüsse ziehen zu lassen. Den zentralen Handlungsort, wo einst das Grauen Einzug hielt, hebt McCarthy durch seine Gewöhnlichkeit und angekratzte Modernität von typischen Geisterhäusern ab. Der Spuk haust in einem schäbigen Bungalow. Vergilbende Tapeten und die simple Einrichtung verströmen äußeren Moder, der auf die versteckte Verdorbenheit der ehemaligen Bewohner anspielt.

Die Geschichte des alltäglichen Schreckensortes ist die geheime Familiengeschichte der Schwestern, die sich nie völlig entschlüsselt. Das vergiftete Herz des Hauses ist einmal mehr das Kinderzimmer, aber dieser Raum ist keine einladende Spielstube. Es ist der Wandschrank, in den Annie und Nicole als Kinder gesperrt wurden und dessen Schrecken Annie sich erneut stellen muss. Die Berührung mit dem Verdrängten ist schmerzhaft und reißt neue Narben auf neben den alten. Darauf ist die Scherbe, die sich Annie an einem alten Fotorahmen einreißt, nur ein Vorgeschmack.

Ein Vorgeschmack auf die kommenden Schrecken von The Pact war auch McCarthys ein Jahr zuvor erschienener Kurzfilm gleichen Titels. Der Poltergeist-Horror, zu dem der Regisseur und Autor ihn nun ausgebaut hat, überwindet kleinere Story-Schwächen durch Atmosphäre und überzeugt vor allem als Kreativitätsbeweis eines vielversprechenden Horrortalents.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-pact