Dragon Eyes

Cover hin oder her – JCVD ist kaum zu sehen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Jean-Claude van Damme war in den 90er Jahren kurzzeitig in der A-Riege der Actionstars. Später entwickelte er sich zum Heimkinostar wie so viele andere seiner Kollegen auch. Van Dammes Filmen kann man zumeist jedoch eine gewisse Qualität attestieren. Sie trauen sich mehr als etwa die Steven-Seagal-Vehikel. Dragon Eyes entstand unter der Regie von John Hyams, der mit dem Belgier bereits Universal Soldier: Regeneration, ein Highlight in Sachen B-Action, verwirklicht hat. Die Erwartungen an ihre erneute Zusammenarbeit waren dementsprechend hoch.
St. Jude ist ein heruntergekommener Ort, der von Gangs und korrupten Cops kontrolliert wird. Eines Tages kommt der schweigsame Hong (Cung Le) in die Stadt. Er verfolgt ein Ziel: Die Gangs gegeneinander ausspielen und wieder Recht und Gerechtigkeit nach St. Jude zu bringen. Doch da möchte der korrupte Polizeichef Mister V (Peter Weller) auch noch ein Wörtchen mitreden.

Die Vorbilder sind klar: Akira Kurosawas Yojimbo und Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar. Das Ganze kommt natürlich im Gewand eines kleinen Martial-Arts-Streifen daher. An und für sich ist das in Ordnung, nur leider funktioniert es nicht. Es gibt genau eine Sache, die Dragon Eyes richtig macht: die Kämpfe. Dafür sorgt schon Mixed-Martial-Arts-Champion Cung Le. Zumindest kämpfen kann er, ein Schauspieler ist an ihm aber nicht verloren gegangen. Die Rolle kommt seinen Fähigkeiten entgegen. Hong ist stoisch. In diesem Gesicht bewegt sich nichts, es ist wie eine steinerne Maske.

Man würde das dem Film gerne nachsehen, aber es wäre schon eine halbwegs passable Darstellung vonnöten gewesen, um den mäandernden Plot halbwegs zu egalisieren. Stattdessen wird es hanebüchen. So fragt man sich anfangs noch, als zwei Gangs Hong aufmischen wollen, wieso ihm ausgerechnet die Schläger zu Hilfe eilen, die er selbst am Anfang des Films vermöbelt hat. Er hat sie wohl bekehrt, sozusagen als Martial-Arts-Jesus, der sie erleuchtet hat, den bösen Pfad zu verlassen und für die Gemeinde einzutreten. Glaubwürdigkeit war noch nie die Stärke von Martial-Arts-Filmen, eine derart dreiste Geschichtsführung ist aber dennoch kaum zu schlucken.

Wo Cung Le als Schauspieler total versagt, ist Peter Weller das krasse Gegenstück. Dem ehemaligen Robocop ist klar, in was für einer Art Film er auftreten muss. Da darf man wenigstens Spaß haben, weswegen er Mister V mit Gusto spielt. Er übertreibt schamlos, aber gerade das macht zumindest seine Szenen amüsant.

Jean-Claude van Damme könnte man fast vergessen. Der Film tut’s ja auch. Van Damme ist in Rückblenden als eine Art Mister Miyagi zu sehen, der Hong alles beibringt. Aber: Die Trainingssequenzen sind irrelevant. Füllmaterial, das Dragon Eyes auf Filmlänge strecken soll, aber nur dazu beiträgt, das Story-Schlamassel noch zu verschlimmern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/dragon-eyes