My Way - Ein Leben für das Chanson

Die Karriere des Claude François

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sicherlich war der französische Chansonnier Claude "Cloclo" François (1939-1978) mit über fünfhundert Stücken in Sachen Liedgut weit darüber hinaus ein bekannter Komponist, Musiker und Interpret, doch es ist sein weltberühmtes Chanson Comme d’habitude, das wohl noch heute am häufigsten mit seinem Namen verknüpft wird. "The Voice" Frank Sinatra war mit dieser Melodie unter dem englischen Titel My Way bis hin zum wachsenden eigenen Widerwillen enorm erfolgreich, auch wenn diese beiden Stücke in Bezug auf den Text erheblich differieren. Hatte Cloclo gemeinsam mit zwei Kollegen den Abgesang auf eine verlorene Liebe komponiert, sang Frank Sinatra nach den Lyrics von Paul Anka eine Hymne auf ein auslaufendes Leben, die längst zu einem inflationär zitierten Klassiker avanciert ist. In der filmischen Biographie My Way – Ein Leben für das Chanson von Florent-Emilio Siri zeigt sich der in den 1960er und 1970er Jahren äußerst populäre Chansonnier in einer Szene tief berührt von der Ehre, dass der große Sinatra sein Liedchen adaptiert hat, und der Titel dieses breit angelegten Musikfilms kokettiert bewusst mit diesem internationalen Image.
Im ägyptischen Ismaïlia geboren sind es zunächst arabische Einflüsse, die den musikalisch talentierten Claude (Jérémie Renier, als Kind Tom Dufour) prägen, und zu Beginn des Films sieht man den Jungen als begeisterten Trommler in einer fröhlichen Gesangsrunde. Doch bald wird der jugendliche Musiker mit seiner lebhaften italienischen Mutter "Chouffa" (Monica Scattini), seinem strengen französischen Vater Aimé (Marc Babé) und seiner Schwester Josette (Sabrina Seyvecou, als Kind Emma Millereau) aufgrund der Suezkrise nach Frankreich übersiedeln, wo er gegen den rigoros formulierten Willen von Aimé, der ihn fortan meidet, sein Glück im Musikgeschäft versucht. Es ist ein steiniger Weg, bis Claude sich mit seinem zunächst altmodisch anmutenden Stil als Sänger von Chansons durchsetzen kann, und auch seine erste Liebe scheitert, doch dann gelingt es ihm nicht zuletzt durch seine dynamische, von Tänzerinnen begleitete originelle Bühnenpräsenz, ein immens produktiver, vor allem vom weiblichen Geschlecht gefeierter Star zu werden, der stets auch neue Liebschaften eingeht ...

Für einen César nominiert und beim Festival du Film de Cabourg als Bester Schauspieler ausgezeichnet weiß Jérémie Renier als Cloclo in musikalischer Hinsicht und als exzentrisches Showtalent durchaus zu überzeugen, doch als Charakterdarsteller agiert er überwiegend unausgewogen und allzu possenhaft, was in Kombination mit der bei Zeiten allzu fragmentarisch gestalteten Geschichte und den dumpf typisierten anderen Figuren dann doch weit hinter den Möglichkeiten dieses selektiv ungünstig gestalteten Stoffes zurückbleibt. Die holprige, wenig pointierte Dramaturgie schleppt sich mit unverständlichen Höhepunkten dahin, ohne in ihrer ausführlichen Länge ein stimmiges oder zumindest schlüssig problematisches Bild eines Entertainers und Mannes zu präsentieren, das berührt, geschweige denn begeistert. Die Dialoge in ihrem oberflächlichen Modus teils banaler, teils pathetischer Plapperei unterstreichen diese Defizite, die sich von einem noch gelungenen Beginn des Films aus immer deutlicher auswachsen und an Stelle von Intensität allenfalls temporäre, inhaltsleere Euphorie verbreiten, die durch die Abwesenheit von Witz und Esprit ins Lächerliche läuft. Vor allem in Frankreich und Belgien fand My Way – Ein Leben für das Chanson ein zahlreiches Publikum, und für Fans dieser Art von französischen Liedern hält der Film sicherlich punktuelle Qualitäten bereit, die durch die Darstellung des Musikgeschäfts mitunter bereichernd ergänzt werden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/my-way-ein-leben-fuer-das-chanson