Die Schöne und die Bestie (3-Disc Special Edition)

Es war einmal...

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

"Es war einmal..." - so beginnen Märchen. Und deshalb ist es mehr als konsequent, dass die vielleicht berühmteste Märchenverfilmung der Filmgeschichte lange Zeit diesen deutschen Titel trug: Es war einmal... Trotz dieses eingängigen deutschen Titels ist der Film unter einem anderen, nämlich seinem Originaltitel in Cineastenkreise im Verlauf von 65 Jahren zu einem legendären Ruf als zeitloser Klassiker gekommen: La belle et la bête, auf Deutsch: Die Schöne und die Bestie. 1946 hatte der Maler, Dichter und Regisseur Jean Cocteau das in Frankreich überaus beliebte Märchen aus der Feder Jeanne-Marie Leprince de Beaumonts mit Josette Day und Jean Gabin verfilmt und damit im gleichen Jahr die Auszeichnung als bester französischer Film des Jahres erhalten. Damals ahnte freilich noch niemand, wie sehr sich dieser Film als Kunstwerk von zeitloser Gültigkeit auf Dauer würde durchsetzen können.
Die Schöne und die Bestie erzählt die rührende Geschichte der reizenden Kaufmannstochter Bella (Josette Day), deren Vater (Marcel André) schon bessere Tage gesehen hat und dem die Gläubiger dicht auf den Fersen sind. Verzweifelt verirrt sich der mann in einem unheimlichen Schloss, da von niemandem bewohnt zu sein scheint. Als er am nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht aufbricht, erscheint ihm ein schreckliches Mischwesen aus Mensch und Tier, das für den Diebstahl einer Rose das Leben des Kaufmanns fordert. Nur wenn eine seiner drei Töchter sich für ihn opfere, so das Ungetüm weiter, käme er mit dem Leben davon.

Sobald Bella von der Not des Vaters erfährt, erklärt sich sich bereit, das Opfer auf sich zu nehmen. Im Schloss angekommen ist die Bestie so bezaubert von der Schönheit Bellas, dass es zu einem Handel kommt, der die junge Frau am Leben lässt. Nur einmal am Tag, stets gegen Abend, so lautet der Vertrag, werde die Bestie sich der jungen Frau zeigen und ihr stets die gleiche Frage stellen: „Bella, wollt ihr meine Frau werden?“ Lautet die Antwort zu Beginn der Verbindung noch „nein“, so beginnt sich mit der Zeit Mitleid mit der armen Kreatur in ihr zu rühren...

Die zeitlose Geschichte über die Schönheit des Herzens und die Reinheit der Liebe zählt wohl zu jenen Vorlagen, die am häufigsten in den verschiedensten Medien aufgegriffen und neu bearbeitet wurden. Unter den so enstandenen Trickfimen, Musicals und filmischen Adaptionen ist Cocteau beinahe schon kindlich-naiv anmutende Fassung des Stoffes die mit Sicherheit einflussreichste geblieben. Mittels Schreibschrift und einer Schiefertafel, auf der durch Hand Jean Cocteaus die Titel des Films vor den Augen des Zuschauers entstehen und dessen Stimme, die als Erzähler fungiert, fühlt man sich vom ersten Augenblick an wie in eine schwarzweiße Märchenwelt versetzt, deren kindlicher Charme eine wohltuende Abwechslung zu den aufgedonnerten Fantasyspektakeln unserer Zeit darstellt. Zieht man die manchmal etwas steif wirkende, dem damaligen Zeitgeist geschuldete Darbietung der Schauspieler und Cocteaus manchmal recht unverhohlene Überhöhung seines Lieblingsstars Jean Marais ab, so bleibt unterm Strich ein sehenswertes Märchen, dessen nostalgische Aura bis heute kaum etwas von ihrer nahezu magischen Wirkung verloren hat.

Die nun von Alamode veröffentlichte Special Edition des Klassikers feiert nun das Jubiläum des Films in einer neu restaurierten Fassung die sowohl als herkömmlichen DVD wie auch als Blu-ray vorliegt. Ergänzt werden die beiden Scheiben von einem dritten Silberling, der neben einem Making of Interviews mit den Schauspielern, dem Kameramann (Henri Alekan) und dem Maskenbildner (Hagip Arakelian) sowie eine Dokumentation zur Restauration enthält. Außerdem gibt es den Trailer des Films, eine Bildergalerie und einen Audiokommentar bei den Extras, so dass für cinephile Sammler eigentlich kaum ein Wunsch offen bliebt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-schone-und-die-bestie-3-disc-special-edition