Texas Killing Fields

Mord und Totschlag

Morning, so hieß Amy Canaan Manns Erstling. Ein kleiner, derart unbedeutender Film, dass sich die Tochter des Heat-Regisseurs Michael Mann zehn Jahre Zeit lies, um ihr zweites Werk vorzubereiten. Texas Killing Fields hebt sich gegenüber dem Debüt allein schon durch seine Tonart ab. Dieser kühle und erwachsene Indie-Noir versteht sich als weitere Verfilmung des in Mode gekommen Themas der unendlichen Mühsal von Polizeiermittlungen. Ins Zentrum rücken dabei zwei texanische Detektive, die der Spur eines sadistischen Killers folgen, der seine Opfer im abgelegen texanischen Hinterland umbringt.
Schnell wird klar, in welche Richtung dieser Film laufen wird. Ins Zentrum stellt er ein ungleiches Ermittlungspaar, das sich nicht ausstehen kann, weil beide unterschiedliche Ermittlungsmethoden bevorzugen. Der forsche und durch die texanische Sonne zum wortkargen Zyniker geschmorte Mike Sounder (Sam Worthington) kann mit seinem katholischen, aus New York zugezogenen Kollegen Brian Heigh (Jeffrey Dan Morgan) nicht viel anfangen. Deutlich wird die unterschiedliche Herangehensweise, als die beiden ein junges, intelligentes Mädchen aus den Fängen der abhängigen Mutter befreien. Weil die kleine Anne (Chloe Grace Moretz) ein besseres Leben verdient, kümmert sich Brian um sie. Etwas, das Mike niemals tun würde.

Ann wird vom Drehbuch bereits bevor sie in Brians Obhut landet, ständig in bedrohliche Situationen gebracht, was wohl die umfassende Bedrohung in dieser rechtlosen Gegend herausarbeiten soll. Texas Killing Fields schafft es aber nicht diese Bedrohung jenseits seiner offensichtlichen Plotdrehungen und -wendungen auch in die glassklaren Bilder zu packen. Man würde sich einen reicheren Film wünschen, der sich nicht auf die schwachen Konflikte beider Polizisten konzentriert, sondern einen Blick auf das heruntergekommene Umfeld des texanischen Hinterlandes wirft.

Micheal Manns Tochter besitzt – sofern man das jetzt schon sagen kann – noch keine aufregende Handschrift, sondern kopiert phasenweise etwas zu stark den Stil ihres Vaters. Mit dem Thema der Gesetzlosigkeit des amerikanischen Hinterlandes kann sie nichts Neues hinzufügen. Da hat Jennifer Lynch (Tochter von David Lynch) mit Unter Kontrolle einen viel aufregenderen und mutigeren Film zum gleichen Thema präsentiert. Doch eigentlich will man hier doch nur wissen, wie sich Jessica Chastain, die Mutter aus Terrence Malicks Cannes-Gewinner The Tree of Life als toughe CSI-Agentin schlägt. Ihr Auftritt ist dann genauso wie der ganze Film - durchschnittlich. Gesehen und gleich wieder vergessen.

(Festivalkritik Venedig 2011 von Patrick Wellinski)

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/texas-killing-fields