In China essen sie Hunde (1999)

Eine rasende, dänische Satire

Eine Filmkritik von Marie Anderson

So harmlos gediegen dieser Film auch beginnt: Im Verlauf der Dramaturgie verkehrt sich ein schusselig-sanfter, rechtschaffener Bankangestellter zu einem skrupellosen Killer. Die Geschichte dieser drastischen Verwandlung präsentiert der dänische Filmemacher Lasse Spang Olsen mit In China essen sie Hunde auf derart brutale Weise, dass der Film erst ab 18 Jahren freigegeben wurde, und in der Tat eignet sich die geradezu groteske Darstellung dröger Gewalt sicherlich nicht für zarte Gemüter. Doch die kompromisslose Killermentalität erscheint hier als kruder Zynismus in Kombination mit schrägem Humor, so dass diese Satire einen derben Gangster-Klamauk bietet, der gängigen Grenzen auf diesem Terrain grobe Geschmacklosigkeiten entgegensetzt.

Der sorglose Bankangestellte und selbstgefällige Gutmensch Arvid (Dejan Cukic) lebt mit seiner Freundin Hanne (Trine Dyrholm) zusammen, die allerdings genervt von dessen traniger Trägheit gerade auf dem Abflug ist – nicht ohne vorher die gesamte Wohnung auszuräumen. Dabei ist Arvid bei seiner Arbeit just eine heldenhafte Aktion gelungen, als er – allerdings versehentlich – einen Bankräuber mit Hilfe eines Squasch-Schlägers außer Gefecht setzt und dafür zunächst überschwänglich gefeiert wird. Der Räuber wird eingebuchtet, doch kurz darauf steht dessen vermeintliche Freundin Astrid (Line Kruse) bei Arvid auf der Matte und klagt diesen an, ihr Leben zerstört zu haben, sei doch die potentielle Beute des Raubes für eine künstliche Befruchtung eingeplant gewesen.

Den orientierungslosen Arvid plagen nunmehr Gewissensbisse, und er fühlt sich dafür verantwortlich, die Dinge für Astrid wieder ins Lot zu bringen, und so sucht er seinen kriminellen Bruder Harald (Kim Bodnia) auf, den er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, denn jetzt plant Arvid seinerseits, einen Geldtransporter zu überfallen. Zunächst irritiert über das Auftauchen seines Bruders ist Harald rasch bereit, unter Einsatz der gefügigen Crew, die sein kleines Restaurant führt, den von Arvid ausgeklügelten Coup durchzuziehen, doch das ist erst der Beginn einer ganzen Serie von Verbrechen und Gewalttaten, die diese illustre, zu allen wahnsinnigen Taten bereite, rücksichtslose Gang noch starten wird, wobei sich die Leichen mehren und auch Arvid längst nicht mehr der gute, harmlose Junge ist, der er anfangs war ...

Das ständig futternde, kriminelle Küchenpersonal, der bis an die Schmerzgrenze ausgebeutete und schikanierte Küchengehilfe Vuk (Brian Patterson), die verschlagen-verrückte Astrid, eine martialisch anmutende Rockband und weitere extreme Gestalten bevölkern neben den beiden Brüdern als Hauptprotagonisten die abgefahrene Geschichte dieses dänischen Films aus dem Jahre 1999, der ausgestattet mit gewagtem Trash-Humor hemmungslose Gewalt mit seichten Sentimentalitäten paart. In China essen sie Hunde begegnet dem ganz normalen Wahnsinn mit massiven Absurditäten, persifliert dabei sowohl den gängigen Humanismus wie auch die eklatante Unmenschlichkeit und wird damit zur rasenden, mehrfach ausgezeichneten Satire, die Fans dieses Genres sicherlich fesseln wird.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/in-china-essen-sie-hunde-blu-ray