Best of Animation 5

Abseits von Pixar & Co

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Am 3. Mai 2011 ist es wieder soweit. Dann startet das Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart in seine mittlerweile 18. Ausgabe und lockt als eine der profiliertesten Veranstaltungen des Animationsfilmes Freunde und Fans der Gattung in die schwäbische Metropole. Seit einigen Jahren gehören auch die vom Festivalteam kuratierten Editionen Best of Animation, die Highlights des vergangenen Programms auf DVD bannen, zum festen Inventar des Trickfilmfestival. Mittlerweile ist die Reihe bei Nummer 5 angelangt. Und wie ihre Vorgänger, so kann sich auch diese Veröffentlichung, die die Höhepunkte des Festivaljahrgangs 2010 versammelt, mehr als sehen lassen – sie rekapituliert nicht nur Eckpfeiler des letztjährigen Programms, sondern kann durchaus als weltweite Leistungsschau des Animationsfilms abseits der Kinohits von Pixar & Co verstanden werden.
Einer der Stammgäste im Programm des Stuttgarter Trickfilmfestivals ist unter anderem der vielfach ausgezeichnete Preisträger Bill Plympton, dessen Animationsfilme für ein eher erwachsenes Publikum in Expertenkreisen längst Kultstatus genießen. In seinem Film Horn Dog geht es bereits zum vierten Mal um die (Miss)Geschicke eines tierischen Helden, der sich im Kampf um das Herz seiner Angebeteten unter anderem mit einem übergewichtigen Artgenossen herumschlagen muss. Ebenfalls ungewöhnlich und 2010 sogar mit einem Academy Award bedacht ist der französische computeranimierte Kurzfilm Logorama (Regie: Francois Alaux, Hervé de Crécy, Ludovic Houplain), der allein mit Hilfe von Logos und Markenfiguren einen spannenden und grellbunten Entführungsthriller auf die Leinwand zaubert. Ebenfalls von leuchtender Farbkraft, thematisch aber ungleich düsterer ist der mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnete Film La dama y la muerte (Regie: Javier Recio Gracia), bei der sich eine alte Frau nach dem Tode sehnt, um endlich mit ihrem Mann wiedervereint zu sein. Doch ein ehrgeiziger Arzt fühlt sich in seiner Standesehre gekränkt, wenn der Tod in diesem Fall gewinnen sollte. Ebenfalls sehenswert ist der mehrfach preisgekrönte Kurzfilm Love & Theft von Andreas Hykade, bei dem in rasender Folge Gesichter, Fratzen, Formen und Farben sich ablösen, ineinander verschmelzen und immer wieder neue bizarre Gestalten hervorbringen.

Ebenfalls auf der DVD ist der britische Beitrag A Family Portrait von Joseph Pierce, der 2010 den Internationalen Wettbewerb des Festivals gewann. In diesem Film gerät eine Sitzung bei einem Fotografen zur Röntgenaufnahme einer Familie, die nur auf den ersten Blick heil erscheint. Der ebenfalls britische Film Sam’s Hot Dogs, der den Young Animation Award des Stuttgarter Festivals gewann, erzählt von einem Hot Dog Verkäufer, der seinen Stand an einer wenig belebten Straße aufgebaut hat, die durch einen finsteren Wald führt. Klar, dass hier alsbald ein hungriger Bär auftaucht, der das Leben von Sam gehörig durcheinander bringt.

Zudem sind auf der liebevoll editierten DVD noch TXT Island (Großbritannien 2009, Regie: Chris Gavin), Prayers for Peace (USA 2009, Regie: Dustin Grella), Runaway (Kanada 2009, Regie: Cordell Barker) und Yellow Cake (Kanada 2009, Regie: Nick Cross) versammelt, so dass unterm Strich eine enorm vielfältige und kurzweilige Kompilation verschiedenster Animationsstile, Themen und Erzählformen entstanden ist, die keine einzige Minute Langeweile aufkommen lassen.

Als Appetithäppchen auf das 18. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart kommt Best of Animation 5 jedenfalls gerade rechtzeitig, um sich schon mal einzugrooven auf die Invasion der Animationsfilmer aus aller Welt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/best-of-animation-5