Das Fieber steigt in El Pao

Politische Turbulenzen einer Sträflingsinsel

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Zu den weniger bekannten Werken des spanisch-mexikanischen Filmemachers Luis Buñuel (1900-1983) zählt Das Fieber steigt in El Pao von 1959, der in gekürzter Version auch unter dem deutschen Titel Für ihn verkauf’ ich mich erschien. Der Film enstand gegen Ende von Luis Buñuels Zeit in Mexiko, wo er beginnend mit Gran Casino / Gran Casino (Tampico) von 1947 insgesamt 21 Filme realisierte, bevor er 1960 wiederum nach Spanien übersiedelte. Ein tragisches Liebesdrama und zugleich einen höchst politischen Krimi hat der spätere berühmte Kritiker bürgerlicher Scheintugenden mit Das Fieber steigt in El Pao inszeniert, der mit der charismatischen María Félix (1914-2002) eine großartige Diva des mexikanischen Kinos präsentiert.
In der Hauptstadt El Pao der fiktiven Insel Ojeda unweit Mexikos, die zu Beginn des Films mit dokumentarischen Daten vorgestellt wird, laufen die Vorbereitungen für ein inszeniertes Volksfest und die Rede des verhassten Gouverneurs Vargas (Miguel Ángel Ferriz) auf Hochtouren. Derweil kokettiert Vargas’ Gattin Inés (María Félix) noch mit ihrem aktuellen Liebhaber Colonel Olivares (Roberto Cañedo), als der Sekretär ihres Gatten, Ramón Vázquez (Gérard Philipe), sie zu den Feierlichkeiten abholen will. Vázquez, der insgeheim in Inés verliebt ist, lehnt im Stillen die repressive, inhumane Politik des Diktators Barreiro (Andrés Soler) ab, der die Sträflingsinsel beherrscht, auf welcher der Tourismus längst verboten wurde und verstärkt auch politische Gefangene inhaftiert werden.

Als Inés im Büro des Gouverneurs eintrifft, wird Vázquez Zeuge einer brutalen Eifersuchtsszene ihres Mannes, die er unterbricht, und als Vargas während seiner anschließenden Rede einem Attentat zum Opfer fällt, flüchtet sich die ausgeschlafene Inés schnurstracks in die Arme ihres Verehrers Vázquez, der nun in der Machthierarchie der Insel aufzusteigen beginnt. Doch zunächst wird der zynische Alejandro Gual (Jean Servais) als Gouverneur eingesetzt, der es schon seit einiger Zeit auf Inés abgesehen hat und die eigenwillige Schönheit massiv unter Druck setzt. Die Gefangenen planen zudem eine Revolte gegen die zunehmend schikanösen Haftbedingungen, und es ist Vázquez, der sich bemüht, die außer Kontrolle geratenen politischen Geschicke zu steuern und eine blutige Konfrontation zu verhindern. Doch im Zuge der chaotischen, komplexen Ereignisse, in die auch Inés verwickelt ist, sieht er seine humanistischen Ziele verkauft und verraten ...

Luis Buñuels engagierte Polit-Parabel, die vor allem gegen Ende recht unübersichtlich und durchaus auch pathetisch geraten ist, transportiert mit ihrer wendungsreichen Dramaturgie und den geradezu klassischen Protagonisten einiges von der Dynamik unsteter diktatorischer Strukturen. Die Einbindung der Liebesgeschichte, deren Erfüllung letztlich den hehren Idealen geopfert wird, erscheint nicht immer schlüssig, wird jedoch von der bravourös aufspielenden María Félix aufgefangen. Die DVD präsentiert Das Fieber steigt in El Pao auf Französisch mit deutschen Untertiteln, doch die gekürzte, deutsch synchronisierte Fassung Für ihn verkauf’ ich mich ist unter den Extras zu finden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/das-fieber-steigt-in-el-pao