Red Riding Trilogy

Drei Krimis von abgründiger Qualität

Eine Filmkritik von Marie Anderson

In der britischen Grafschaft Yorkshire breitet sich ein übler Sumpf von Korruption und Gewalt aus, in dem offensichtlich auch einige Gestalten aus den Reihen der Gesetzeshüter mehr als knietief waten. Die Öffentlichkeit ist auf Grund des Verschwindens kleiner Mädchen entsetzt, die teilweise bestialisch ermordet aufgefunden werden, und bald werden brutale Frauenmorde – häufig an Prostituierten – verübt, diese Region für Jahre in höchst unbehagliche Alarmbereitschaft versetzen. Als der junge, engagierte Journalist Eddie Dunford (Andrew Garfield) nach längerer Abwesenheit in die Gegend zurückkehrt und als Polizeikorrespondent für die Yorkshire Post zu arbeiten beginnt, stößt er im Zuge seiner Recherchen auf den zwielichtigen Immobilienhai John Dawson (Sean Bean), der ihm bald großzügige Vergünstigungen für eine gefällige Berichterstattung anbietet. Doch Eddie Dunford will sich nicht kaufen lassen, auch wenn ihm langsam klar wird, dass nicht nur die Polizei, sondern auch sein Chef in dunkle Geschäfte mit Dawson verstrickt ist. Allein auf weiter Flur entscheidet sich der Journalist dafür, dem Moloch an Korruption die Stirn zu bieten – mit tragischen Konsequenzen ...
Mit dem jungen Reporter als Hauptfigur startet der erste Teil der Red Riding Trilogy, die nach den Drehbüchern von Tony Grisoni orientiert am Red Riding Quartett des aus Yorkshire stammenden Schriftstellers David Peace entstand. Diese vier mehrfach ausgezeichneten Krimis beschäftigen sich mit den Zeiten der mörderischen Umtriebe von Peter Sutcliffe in den 1970er und 1980er Jahren, der als "Yorkshire Ripper" in die Geschichte einging. Die drei Teile der filmischen Adaption dieses höchst spannenden Stoffes von 2009 wurden von drei unterschiedlichen Regisseuren inszeniert: Im Jahre des Herrn 1974 / Red Riding: In the Year of Our Lord 1974 von Julian Jarrold, Im Jahre des Herrn 1980 / Red Riding: In the Year of Our Lord 1980 von James Marsh und Im Jahre des Herrn 1983 / Red Riding: In the Year of Our Lord 1983 von Anand Tucker, die allesamt durch ihre düstere und unbarmherzig melancholische Atmosphäre bestechen.

Die Dramaturgie rekonstruiert nur in geringem Umfang die tatsächlichen konkreten Ereignisse um den Yorkshire Ripper, sondern setzt vielmehr auf ein komplexes Geschehen innerhalb der Ermittlungen im Zusammenhang mit einem angefaulten Polizeiapparat, wobei jeder Teil seinen eigenen Helden in den Fokus zieht: Dem Journalisten des ersten Teils folgt ein hoch qualifizierter Polizist von außerhalb (Paddy Considine), und in der dritten Folge ist es ein ortsansässiger Anwalt (Mark Addy), der den inhaftierten vermeintlichen Mörder verteidigt und der Korruption den Kampf ansagt. Nach dem starken Auftakt über das Jahr 1974 fällt die zweite Episode ein wenig inkonsistent und insgesamt schwächer aus, während der dritte Teil wiederum als bewegendes Finale auftrumpft. Auch wenn einzelne Handlungsstränge gelegentlich allzu wirr verlaufen und andere wiederum zu rasch versickern, sind es doch gerade diese Vagheiten, die der Stimmung der Undurchsichtigkeit zuträglich sind, die sich als prägnante Konstante der Trilogie präsentiert. Insbesondere der erste Teil, aber durchaus auch die folgenden werden von äußerst passenden, schwermütigen musikalischen Klängen flankiert, die krude Härte der Handlung ausbalancierend. Die drei DVDs der Red Riding Trilogy bieten eine ungewöhnliche, dichte und vor allem atmosphärisch fesselnde Krimiqualität, die den Zuschauer in ein Universum aus historischen Begebenheiten und fiktiven Ummantelungen absorbiert, das in seiner Komplexität und mit seinen flexiblen Fokussierungen keine leichtgängige, doch umso mehr anregende und tief- sowie abgründige Unterhaltung darstellt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/red-riding-trilogy